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Die Conti-Aktie: Halb so teuer wie Tesla, aber doppelt so gut?

Veröffentlicht am 17.12.2019, 09:18
© Reuters.
CONG
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TSLA
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Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, um auf den Durchmarsch der Elektromobilität zu setzen. Am vielleicht naheliegendsten wäre, auf den Elektroautopionier Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) zu setzen. Zumindest optisch wirkt die Aktie der Continental AG (DE:CONG) (WKN: 543900) jedoch deutlich billiger im Moment und die Hannoveraner haben ebenfalls eine Menge zu bieten, wenn es um das Auto der Zukunft geht. Lass uns daher mal ein paar Vergleiche zwischen dem Autobauer und seinem Zulieferer anstellen.

Conti versus Tesla in Zahlen Damit wir gleich mal eine Vorstellung davon haben, wie die beiden im Größenvergleich dastehen, habe ich ein paar Kennzahlen herausgesucht:

Conti Tesla Verhältnis
Marktkapitalisierung (16.12.2019, in Mrd. EUR) 24 58 0,4
Umsatz 2019 (letzte 12 Monate, in Mrd. EUR) 44,64 21,93 2,0
Operativer Gewinn (letzte 12 Monate, vor Einmaleffekten, in Mrd. EUR) 3,28 0,14 24,0
Eigenkapital (30.09.2019, den Aktionären zustehend, in Mrd. EUR) 15,44 5,43 2,8
Langfristige Finanzschulden (30.09.2019, in Mrd. EUR) 3,08 10,16 0,3
Dividendenrendite (2019, erwartet) 3 bis 4 % 0 %
Mitarbeiter (30.09.2019) 242.516 ca. 45.000 5,4
Anmerkung: Zahlen aus Q3/2019 Berichten und aus Yahoo!Finance, für Tesla umgerechnete Werte; Dividendenrendite auf Basis von FactSet und anderen Schätzungen

Das Erste, was man dazu sagen kann, ist, dass man für das gleiche Geld bei Conti einen zweieinhalbfachen Anteil bekommt. Jeder dieser Anteile ist dann auch noch mit einem gut zweieinhalbfachen Eigenkapital unterlegt, was zusammen einen siebenfachen Vorteil bringt, was die Substanz pro investiertem Euro angeht. Betriebsgewinne wiederum hat das deutsche Unternehmen regelmäßig in Milliardenhöhe abgeliefert, während sich bei den Amis Nettoverluste in Höhe von über 6 Mrd. US-Dollar angehäuft haben.

Zunächst spricht also sehr viel dafür, dass die Conti-Aktie in vielerlei Hinsicht die deutlich günstigere Wahl ist, wobei man nicht außer Acht lassen darf, dass die letzten Quartale mit Problemen gepflastert waren. Insbesondere die milliardenschweren Sonderabschreibungen wegen des trüben Ausblicks belasteten die Bilanz. Zudem laufen teure Umbaumaßnahmen, um sich für die Mobilität der Zukunft fit zu machen.

Was Continental zu bieten hat Tesla ist zweifellos schon fit für die Zukunft. Das Unternehmen ist schließlich völlig auf die Themen Elektrifizierung, Konnektivität und Autonomie ausgerichtet. Dass Conti noch einige Altlasten mit sich herumschleppt, bedeutet jedoch nicht, dass man sich dahinter verstecken müsste. Vielmehr hat der Zulieferer bereits heute wegweisende Technologien in petto.

Elektrifizierung Bei der Elektrifizierung ist das Unternehmen kürzlich in die Großserienfertigung eines kompletten E-Antriebsmoduls eingestiegen, das in verschiedenen europäischen und chinesischen Modellen zum Einsatz kommen wird. Besonders aussichtsreich positioniert ist Conti auch beim Thema 48 Volt. Ein Paket aus Hochleistungsmotor, fortschrittlicher Leistungselektronik und speziell entwickeltem Batteriesystem kann in dieser Spannungsklasse wohl höchstens noch Erzrivale Bosch so bieten.

Das Management schätzt, dass 15 bis 25 % der verkauften Neuwagen bis in fünf Jahren mit dieser in vielerlei Hinsicht vorteilhaften Technik ausgestattet sein werden. Das hört sich für mich nach klingelnden Kassen an. Schaut es beim nächsten Thema ähnlich aus?

Konnektivität Als kalifornisches Unternehmen hat Tesla das Digitale und Vernetzte im Blut. Aber auch wenn Conti für viele immer noch der traditionsreiche Reifenhersteller ist, gehört er heute beim Infotainment zu den Besten. Auf der IAA-Messe wurden spannende Innovationen wie etwa der intelligente Informationsaustausch mit anderen Fahrzeugen, 5G-Telematiksysteme und neuartige 3D-Displays gezeigt.

Auch hier gilt, dass die Hannoveranern in der Champions League spielen, und da sich das Fahrzeug immer mehr zum dritten Lebensraum entwickelt, dürften sich langfristig gute Wachstumschancen ergeben.

Autonomie Unter kontrollierten Bedingungen funktioniert die Fahrzeugautonomie bereits heute recht gut. Elon Musk kann es gar nicht erwarten, die wachsende Tesla-Flotte als Robotaxis einsatzfähig zu machen. Was die praktische Erfahrung auf der Straße angeht, haben die Kalifornier die Nase vorn. Genauso sicher ist jedoch, dass Continental die Entwicklung seiner eigenen Technologie generalstabsmäßig vorantreibt.

Bereits Ende 2018 konnte ich gleich eine ganze Reihe an bedeutenden Joint Ventures in diesem Bereich identifizieren, an denen das Unternehmen beteiligt ist. Egal ob Fahrwerk, Software, Spezialcomputer oder People Mover, jeder Aspekt wird konsequent vorangetrieben. Hinzu kommen die starke Position bei der Lidartechnik sowie eine wachsende Auswahl an ausgefeilten Assistenzsystemen.

Eine abschließende Bewertung, ob Tesla oder Conti hier über die bessere Technologie verfügt, lässt sich kaum treffen, aber nach allem, was ich bisher darüber in Erfahrung bringen konnte, dürfte der Zulieferer zumindest auf Augenhöhe sein, zumal Tesla Berichten zufolge auf Contis Radartechnik vertraut.

Welche Aktie die besseren Chancen bietet Diese Frage ist leicht zu beantworten: Tesla bietet die größeren Chancen. Das liegt einfach an der viel aggressiveren Strategie. Wenn die Vision aufgeht und Tesla bald auf allen Kontinenten seine Produktoffensiven ausrollt, dann kann daraus ein Megakonzern werden. Conti dagegen kann zwar solide wachsen, aber wahnsinnige Sprünge sind kaum zu erwarten. Dazu ist das Unternehmen einfach schon zu etabliert.

Die andere Seite der Medaille betrifft jedoch das Risiko und da sieht es für den Zulieferer natürlich deutlich freundlicher aus. Das chronisch finanzschwache Unternehmen Tesla würde eine Konjunkturkrise viel härter treffen und selbst wenn diese ausfällt, ist ein Erfolg ob der nun schnell wachsenden Konkurrenz alles andere als ausgemacht.

Zwar hatte Continental zuletzt mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber sich ansonsten aussichtsreich für die Zukunft aufgestellt. Als Hightech-Partner für praktisch alle Marken sollte es gelingen, Einbußen im konventionellen Bereich zu kompensieren und schon bald wieder zur gewohnten Profitabilität zurückzukommen. Mittelfristig erwarte ich daher auf Basis der aktuellen Kurse (16.12.) ein einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis, während man bei Tesla zunächst froh sein kann, wenn es zweistellig wird.

Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Continental. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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