Die OPEC+ hat sich am Mittwoch dieser Woche erneut getroffen. Im Rahmen einer relativ kurzen Sitzung hat es einen Tenor gegeben, der Investoren bereits bekannt gewesen ist: Es bleibt bei einer Erhöhung um 400.000 Barrel pro Tag und im nächsten Monat. So wie eben auch bereits zuvor. Eine Überraschung blieb damit aus.
Ob das den Ölmarkt beruhigen kann, das steht auf einem anderen Blatt. Brent und WTI notieren jedenfalls weiterhin knapp unterhalb der Marke von 90 US-Dollar je Fass. Kurzfristig hat sich damit eigentlich nichts verändert.
Trotzdem ist die Förderpolitik der OPEC+ im Moment überaus spannend. Es geht nämlich nicht nur darum, was das Kartell in der Theorie plant. Nein, sondern auch die Praxis ist gerade jetzt von entscheidender Bedeutung. Zwischen diesen zwei Begriffen liegen bekanntlich manchmal Welten.
OPEC+: 400.000 Barrel mehr pro Tag? Dass die OPEC+ um monatlich 400.000 Barrel pro Tag pro forma erhöht, das ist bekannt. Überraschungen hat es in der Theorie keine gegeben. Wohl aber in der Praxis, wie erste Medien berichteten, die den Output getrackt haben. Das ist eine wichtige Erkenntnis
Einigen Fördernationen fällt es offenbar zunehmend schwer, die Förderziele zu erreichen. In Summe habe das Kartell beispielsweise bei der im November angekündigten Fördererhöhung lediglich ein Output-Plus von 260.000 Barrel pro Tag geschafft. Fehlende Investitionen in weitere Ölquellen und andere, individuellere Probleme hätten dazu beigetragen, dass die Förderziele eben nicht erreichbar gewesen sind.
Die OPEC+ steht damit vor einer brisanten Ausgangslage. Einerseits profitieren die Mitgliedstaaten allesamt von den hohen Notierungen von Brent und WTI. Ölaktien natürlich ebenfalls. Trotzdem geht es dem Kartell auch um Kontrolle. Und diese Kontrolle scheint man jetzt in Teilen zu verlieren oder einzubüßen. Wobei es nicht einmal externe Faktoren sind. Nein, sondern interne Dinge, die dazu führen, dass die eigenen Förderziele kaum erreichbar scheinen.
Freie Kapazitäten sind, so unter anderem Bloomberg und OilPrice.com, ein entscheidendes Problem. Auch für zukünftige Erhöhungen des Outputs dürfte es immer schwieriger sein, die eigenen Ziele zu erreichen. Momentan scheint daher die Ausgangslage gegeben zu sein, dass Brent und WTI zumindest eine gewisse Zeit lang so hoch notieren. Zumindest, wenn die Nachfrage sich weiterhin konstant hoch hält.
Externe Faktoren nötig …? Damit die Ölpreise vielleicht etwas von ihren hohen Preisen abgeben, dürften externe Faktoren nötig sein. Das wiederum gefällt der OPEC+ vermutlich nicht. Dem Kartell ist schließlich viel an der Kontrolle der Notierungen von Brent und WTI gelegen.
Im Moment ist die Ausgangslage damit, wie gesagt, sehr spannend. Dass es effektiv zu einer Fördererhöhung von 400.000 Barrel pro Tag kommt, das ist zumindest fraglich.
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