Themen-ETFs sind an sich eine tolle Sache. Man kann mit ihnen breiter gestreut in ein Anlagegebiet investieren und ist dabei weniger von der Entwicklung eines konkreten Unternehmens abhängig. Diesen Ansatz verfolgt auch der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (DE:IQQH) (WKN: A0MW0M). Der ETF bildet die Wertentwicklung eines Index von S&P ab, der aus den weltweit 30 größten Unternehmen im Sektor saubere Energie besteht.
Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein sehr interessantes Thema. Mit dem Wahlsieg von Joe Biden streben die Regierungen aller großen Wirtschaftsregionen in den nächsten Jahren Maßnahmen gegen den Klimawandel an. Ich zeige dir, weshalb du diesen ETF trotzdem wie der Teufel das Weihwasser meiden solltest.
Performance und Indexzusammensetzung Eigentlich ist der ETF nicht wirklich gut gelaufen. Hätte man bei der Auflage am 06.07.2007 10.000 Euro investiert, wären am 21.01.2021 nur noch 8.887 Euro übrig gewesen. Damit hat der ETF über viele Jahre sehr viel schwächer als der breite Aktienmarkt abgeschnitten. Im tiefsten Tal des Corona-Crashs am 18.03.2020 hätte man nur noch 2.341 Euro übrig gehabt. Der Wert hat sich seit unter einem Jahr fast vervierfacht.
Wie lässt sich diese fast schon sensationelle Entwicklung in so kurzer Zeit erklären? Die Antwort lautet Wasserstoff und insbesondere Plug Power (MU:E2NG) (WKN: A1JA81). Die Aktie steht aktuell für über 10 % des ETF. Von der Gier der Spekulanten angetrieben, hat das Unternehmen eine Performance von 1.396 % in den letzten zwölf Monaten hingelegt. Ich bezweifle, dass auch nur einer der Investierten sich eine Stunde mit den Geschäftsberichten des Unternehmens beschäftigt hat. Bei Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) war es zumindest Betrug. Dagegen sind die Unzulänglichkeiten bei Plug Power wirklich leicht zu sehen:
Die größten Kunden bekommen ihren Umsatz mit Plug Power in Form von Aktienoptionen der Wasserstoff-Firma mehrfach zurückgezahlt. Trotz dieser Maßnahmen schafft das Unternehmen kein positives Bruttoergebnis. Der Vorstand möchte selbst nicht an der Firma beteiligt sein und macht bei jeder Gelegenheit Kasse. Ein Hersteller von Brennstoffzellen für Gabelstapler mit 835 Mitarbeitern, knapp 300 Mio. US-Dollar Jahresumsatz und einer Historie von 21 Jahren ohne positiven Cashflow wird an der Börse mit fast 30 Mrd. US-Dollar bewertet. In den ersten neun Monaten 2020 ist die Zahl der ausstehenden Aktien im Vergleich zum Vorjahr um 56,7 % gestiegen. Das sollten für jeden Investor ausreichend rote Flaggen sein.
Raus aus dem Wasserstoff-ETF! Die Blase bei dem Titel wird ein Ende haben. Die Frage ist nur wann. Und sobald es so weit ist, möchte man nicht mehr in dem ETF investiert sein. Daher kann es nur eine Empfehlung geben: So schnell wie möglich raus aus dem ETF! Man kann den ETF ohne Frage als Inspiration verwenden und nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten bei den weiteren Positionen suchen. Aber die Top-Position macht den ETF toxisch.
An diesem Beispiel kann man sehr schön erkennen, wo Probleme beim passiven Investieren entstehen können. Diese Schwierigkeit gibt es nicht im ähnlichen Umfang bei einem breiter investierenden ETF wie dem iShares Core MSCI World UCITS ETF (DE:EUNL) (WKN: A0RPWH). Hier handelt es sich bei Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985) mit einem Anteil von fast 4,5 % um ein Unternehmen, das Marktführer in seinem Bereich ist und zu den profitabelsten Konzernen der Welt zählt.
Bei konzentrierteren ETFs wie dem Global Clean Energy sollte man sich vor dem Kauf zumindest mit den Top-10-Positionen ausführlicher beschäftigen. Diese können schnell für über die Hälfte des Depotwertes stehen.
Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple.
Motley Fool Deutschland 2021