Mit einem Index-ETF im Depot schläft man oft besser als mit wackligen Einzelaktien oder nischigen Sektor-ETFs. Doch die oft recht groben – und damit „dummen“ – Regelwerke spülen oft ziemlich viele schwarze Schafe mit in den Index.
Klimaschädlinge, Sklaventreiber, Umweltverschmutzer – ein großer, marktbreiter Index hat sie alle mit an Bord, sofern sie nur groß genug sind und satte Gewinne melden.
Manche hätten doch lieber einen möglichst sauberen Index, den man ruhigen Gewissens bei der nächsten Grillparty empfehlen kann. Der iShares MSCI World SRI (WKN: A2DX7X)-ETF tritt an, um diese Marktlücke zu füllen.
Besser als der MSCI World Was hat der iShares MSCI World SRI, was der iShares MSCI World (WKN: A0HGV0) nicht hat? Auf der Habenseite steht eine krisenfeste Rendite. Oder besser gesagt: ein etwas geringerer Verlust. Gut, ein Unterschied von 3,6 % macht den Braten nicht fett. Aber im Krisenjahr freut man sich ja über jeden Strohhalm.
Der wirklich markante Unterschied ist das unscheinbare Kürzel „SRI“. Das steht für „Select Reduced Fossil (NASDAQ:FOSL) Fuels Index“ und signalisiert jedem Investor, der dem Englischen mächtig ist, dass Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen operieren, in diesem Index-Portfolio nicht erwünscht sind.
Viele Aktien schaffen diese Hürde offenbar nicht. Im MSCI World SRI Index sind lediglich 368 Aktien enthalten. Im MSCI World Index sind es 1.634, also mehr als viermal so viel.
Die Kriterien sind offensichtlich hart. Aber wie funktioniert der Auswahlprozess konkret?
Hohe Hürden Nach eigenen Angaben schaut man bei der Zusammensetzung des ETFs vor allem auf die ESG-Bewertung. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Sozial) und Governance (Unternehmensführung). Im Rahmen dieser drei Hauptkriterien sollte das jeweilige Unternehmen verschiedene Subkriterien erfüllen.
Unternehmen, die im Bereich Umweltschutz punkten wollen, produzieren klima- und ressourcenschonend. Wasserverbrauch und Artenschutz sind ebenfalls zu beachten.
Wer soziale Standards erfüllen möchte, kümmert sich um die Sicherheit und die Gesundheit seiner Mitarbeiter. Auf Diversität und den Umgang mit dem demografischen Wandel wird ebenfalls geachtet.
Im Bereich Unternehmensführung wird es kniffelig. Hier werden Unternehmen bevorzugt, die sich an Gesetze und Vorschriften halten. Wer sich Korruptionsskandale leistet, hat schlechte Karten.
Skandalnudeln ausgeschlossen Zusätzlich zu den ESG-Kriterien verspricht der iShares MSCI World SRI ETF, sich nicht in Unternehmen zu engagieren, die „mit heftigen Kontroversen in Zusammenhang gebracht werden“.
Da haben wir es – das ultimative Grillparty-Argument! „Was, du bist in Skandalnudel XY investiert? Mein Depot ist und bleibt sauber!“
Fragt sich nur, wie genau dieser Anspruch technisch erfüllt werden soll. Wie genau will man messen, ob eine Kontroverse heftig ist? Wie schnell möchte man auf „heftige Kontroversen“ reagieren, wenn nur alle drei Monate eine Umschichtung im ETF-Portfolio vorgesehen ist?
Allein unter den zehn Spitzenpositionen im MSCI World SRI kann ich einige Unternehmen entdecken, die in der Vergangenheit für Kontroversen gesorgt haben. Zum Teil auch solche, die ich durchaus als heftig bezeichnen würde.
Minderleister oder Dauerbrenner? Das entscheidet sich nach der Krise! Der iShares MSCI World SRI ETF ist angetreten, um ETF-Investoren zu überzeugen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. In diesem Sinne kann die Konstruktion durchaus überzeugen. Auf der nächsten Grillparty kann man sich mit diesem ETF ruhigen Gewissens als ETF-Investor präsentieren.
Bleibt die Frage zu klären, ob nachhaltige ETFs, die das übliche Regelwerk so drastisch erweitern, eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben, oder in den nächsten Jahren radikal von den Wald-und-Wiesen-Indizes überholt werden. Die Rendite muss langfristig stimmen. Mit Minderleistern kann man auf der Grillparty auch keinen Blumentopf gewinnen.
In der COVID-19-Krise konnte die Rendite des iShares MSCI World SRI ETF durchaus überzeugen. Hier kam man sogar etwas besser weg als mit einem ETF, der den groben MSCI World Index abbildet.
Doch das könnte auch reiner Zufall sein. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ist offensichtlich der Krise zum Opfer gefallen. Wenn der globale Handel wieder hochgefahren wird, könnte sich das schneller wieder einrenken, als man das Wort „nachhaltig“ auf der nächsten Grillparty sagen kann.
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