Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine anhaltende Geldflut der EZB hat den Börsen Flügel verliehen. Auf dem Rücken eines fallenden Euro schloss der Dax den Handel am Donnerstag mit 13.133,28 Punkten so hoch wie noch nie.
"Die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik hat begonnen", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. EZB-Chef Mario Draghi habe den Anlegern vor allem Planungssicherheit für die kommenden Monate gegeben, sagte Fonds-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die Europäische Zentralbank halbierte das Volumen ihres umstrittenen Anleihekaufprogramms auf 30 Milliarden Euro monatlich, verlängerte es aber bis mindestens September 2018. Das enttäuschte Euro-Anleger, die mit einem stärkeren Signal der Währungshüter gerechnet hatten. Die Gemeinschaftswährung rutschte um gut ein Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,1687 Dollar ab. Das gab den Aktienmärkten einen kräftigen Schub, denn durch einen schwächeren Euro steigen die Exportchancen der Firmen auf dem Weltmarkt. Für den Dax bedeutete das ein Plus von 1,4 Prozent, der EuroStoxx50 legte 1,3 Prozent auf 3637,20 Zähler zu.
Experten kritisierten, der Kurswechsel der EZB gehe nicht weit genug. "Die Verringerung der Anleihekäufe war angesichts der kräftigen Erholung der Eurozone überfällig, die Drosselung ist aber zu gering ausgefallen", monierte Volkswirt Friedrich Zimmermann vom ZEW-Institut. Der Gesamtumfang des Anleihekauf-Programms zur Ankurbelung der Konjunktur erhöht sich um 270 Milliarden auf 2,55 Billionen Euro. Den seit März 2016 bei null Prozent liegenden Leitzins tasteten die Währungshüter nicht an.
GIBT ES NEUWAHLEN IN KATALONIEN ODER NICHT?
An der Börse in Spanien trieben Anleger Spekulationen über Neuwahlen in Katalonien um. Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont erklärte zwar kurz vor Handelsschluss in Europa, er habe diese Gedanken wieder verworfen. Der Leitindex in Madrid zog dennoch um 1,9 Prozent an. Auch spanische Anleihen waren gefragt.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen der wirtschaftlich starken Region machen Anleger seit Wochen nervös. Sie befürchten, dass bei einem Erfolg der katalanischen Separatisten Regionen in anderen Ländern eine Abspaltung anstreben und damit die Zukunft der Europäischen Union (EU) gefährden.
PESSIMISTISCHER AUSBLICK SCHOCKT ANLEGER VON NOKIA
Größter Gewinner im Dax waren Beiersdorf-Aktien mit einem Kursplus von sechs Prozent. Die Geschäfte des Herstellers von Nivea-Produkten legten im dritten Quartal zu, der Vorstand erhöhte die Gesamtjahresziele.
Gut an kam auch die Münchener Rück mit Zahlen, ihre Aktien stiegen um 4,2 Prozent. Trotz der vielen Wirbelstürme in den USA und der Karibik erwartet der Konzern einen kleinen Gewinn.[L8N1N140R]
Die rote Karte zeigten Investoren dagegen der Deutschen Bank (DE:DBKGn), ihre Aktien fielen um 0,9 Prozent. Vor allem niedrigere Kosten sorgten im Sommerquartal für einen Gewinn, die Erträge im Wertpapierhandel und in der Investmentbank gingen dagegen erneut zurück. Lange Gesichter gab es auch bei Barclays (LON:BARC). Die britische Bank verdiente weniger als erwartet, die Aktien sackten um 7,4 Prozent ab.
Bayer-Titel brachen im Dax um 1,7 Prozent ein, nachdem der Chemie- und Pharmakonzern in einzelnen Sparten die Umatzerwartungen verfehlte.
In den USA legten die Leitindizes Dow Jones und S&P 500 zu, auch dort hatten Anleger zahlreiche Firmenbilanzen zu verdauen. Zu den Favoriten gehörten Twitter-Aktien mit Plus 17 Prozent. Der Kurznachrichtendienst nähert sich der Gewinnzone an.