In inzwischen drei Teilen hat uns Thomas Flassbeck, der Gründer und Geschäftsführer von SimFin, Rede und Antwort gestanden. Er hat uns die Idee von möglichst kostengünstigen Unternehmensdaten vorgestellt. Er hat uns einen Ausblick auf die Internationalisierung der Fundamentaldaten gegeben. Und nach der technischen Seite beschäftigen wir uns heute mit der finanziellen Seite des Start-ups.
Der Wikipedia-Ansatz für freie Finanzdaten Du verfolgst ähnlich wie die Wikipedia-Gründer Wales und Sanger eher den Ansatz, die Community einzubinden und das Angebot möglichst günstig anzubieten. Die beiden führen allerdings keine Forbes-Listen an und sind auch sonst in der Öffentlichkeit nicht sonderlich bekannt. Weshalb treibt es dich trotzdem in diese Richtung?
Meine Hauptmotivation bei SimFin war von Anfang nicht so sehr, viel Geld zu verdienen. Vielmehr möchte ich versuchen, einen positiven Beitrag in der Datenwelt zu schaffen. Seit Beginn fasziniert mich an der Idee von „Open Data“, dass Daten frei zugänglich sein sollten. Das gilt für mich vor allem im Finanzbereich, wo gleiches Wissen unter den Marktteilnehmern ja eigentlich eine Grundannahme ist. Aber für die Bereinigung und Standardisierung der Daten hat man immer noch menschliche Ressourcen benötigt. Deshalb war unser anfänglicher Ansatz, zu sagen: Die Daten sind kostenlos, weil sie von der Community bereitgestellt werden und wir als Plattform keine Kosten haben.
Wie du bereits im ersten Teil unseres Interviews erwähnt hast, war dieser Ansatz in der Realität nicht umsetzbar.
Ja, das hat nicht in dem Maß geklappt, wie wir es uns vorgestellt haben. Der neue Ansatz ist daher eher, so viele Fundamentaldaten wie möglich kostenlos anzubieten, weil das Teil unserer Mission ist. Gleichzeitig aber auch ein Produkt zu schaffen, das auch für Privatanleger erschwinglich ist. Der Zugang soll nicht wie bei den Angeboten der großen Datenanbieter mehrere Tausend Euro pro Jahr kosten.
Da wir selbst noch Kosten bei der Datengenerierung haben, können wir nicht alle Daten kostenlos anbieten. Außerdem denke ich, dass es auch für das Projekt förderlich ist, ein paar finanzielle Mittel zu haben. Einfach um in der Lage zu sein, noch mehr Daten anzubieten und den Service insgesamt weiter zu verbessern.
Kann man von einem Start-up leben? Kannst du von der Firma leben?
Neben SimFin habe ich in den letzten vier Jahren immer ca. 100 Stunden im Monat als freiberuflicher Programmierer gearbeitet. Einfach um die Kosten für die Server zahlen zu können und privat über die Runden zu kommen. Mittlerweile sind die Ausgaben durch die SimFin+-Abonnements gedeckt und ich kann mich jetzt auch seit ein paar Monaten zu 100 % SimFin widmen. Natürlich freuen wir uns weiterhin über jeden neuen SimFin+-Abonennten, der uns unterstützen möchte.
Bereust du manchmal die Entscheidung für ein eigenes Start-up oder würdest du es sofort wieder machen?
Für mich persönlich gibt es eigentlich gar keine Alternative zur Selbstständigkeit. Dafür genieße ich die Freiheit zu sehr, selbst entscheiden zu können, woran ich arbeite und wie ich Dinge umsetze. Gleichzeitig ist es aber auch schwer, etwas von Grund auf aufzubauen. Ich würde es aber trotzdem wieder tun.
Hast du mal überlegt, dir finanzielle Hilfe von außen zu holen?
Nein, ich wollte von Anfang an kein Risikokapital aufnehmen. Ich hatte immer das Gefühl, ein zu früher Fokus auf Monetarisierung könnte die Mission beeinträchtigen, die Daten verfügbarer zu machen. Gleichzeitig war und ist es schwer, in einem Markt zu bestehen, in dem die anderen Marktteilnehmer Tausende von Mitarbeitern haben und über gefühlt unendlich mehr Ressourcen als man selbst verfügen. Ich denke, es motiviert mich aber auch, Dinge zu versuchen, die schwierig sind. Die Voraussetzung dafür ist aber das Gefühl, dass ich damit irgendwo einen positiven Beitrag leisten kann.
Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021