Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern E.ON (DE:EONGn) ist mit dem Börsengang seiner Kraftwerks-Tochter Uniper auf der Zielgeraden.
Die Uniper-Aktien sollen am 12. September zum ersten Mal an der Frankfurter Börse gehandelt werden, wie Uniper am Freitag mitteilte. E.ON legt 53,3 Prozent der Uniper-Anteile - das sind 195,2 Millionen Aktien - seinen eigenen Aktionären ins Depot. Sie erhalten am Wochenende vor dem 12. September für je zehn E.ON-Aktien eine Uniper-Aktie. Der Börsenkurs bildet sich dann nach Angebot und Nachfrage. Branchenexperten gehen von einem Firmenwert von vier Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro aus. Rechnerisch würde eine Uniper-Aktie dann 11 bis 15 Euro kosten.
E.ON hat sich verpflichtet, 90 Tage nach dem Börsengang keine seiner verbleibenden Uniper-Aktien zu verkaufen, um keinen Druck auf den Aktienkurs auszuüben. Aus dem gleichen Grund soll es in dieser Zeit bei Uniper auch keine Kapitalerhöhung geben. E.ON hatte bereits erklärt, aus steuerlichen Gründen vor 2018 keine weiteren Uniper-Anteile zu verkaufen. Allerdings wird bei E.ON selbst eine Kapitalerhöhung erwartet, mit deren Erlös der Konzern die Kosten für die Atommüll-Lagerung stemmen will.
Während E.ON sich auf das Ökostrom-Geschäft konzentriert, betreibt Uniper Kohle- und Gas-Kraftwerke. E.ON-Chef Johannes Teyssen verspricht sich von der Aufspaltung ein schärferes Profil für beide Unternehmen, das neue Investoren anlocken soll. "In Zukunft werden die Unternehmen Erfolg haben, die ihre Geschäfte auf die eine oder die andere Energiewelt ausrichten, sich klar fokussieren und keine Kompromisse eingehen müssen", sagte Teyssen. Die Ausgliederung von Uniper kostet E.ON rund 280 Millionen Euro, die Abspaltung selbst und der Börsengang rund 80 Millionen.
BANGEN VOR DEM ERSTEN KURS
Bei E.ON blickt man mit Argusaugen auf die Kursentwicklung von Uniper. Denn die Anteile stehen noch mit elf bis zwölf Milliarden Euro in der eigenen Bilanz. Liegt der Börsenkurs wie erwartet deutlich darunter, drohen erneute Abschreibungen auf die Beteiligung. Uniper hat für das Jahr 2016 eine Dividende von 55 Cent je Aktie - insgesamt 200 Millionen Euro - angekündigt. Auf diese Basis errechnen Investoren einen Börsenwert von rund vier Milliarden Euro.
Zwar gibt Uniper keine neuen Aktien aus, doch müssen die damit beauftragten Investmentbanker von Morgan Stanley (NYSE:MS), JP Morgan und Citi binnen weniger Stunden oder Tage neue Eigentümer für rund 25 Prozent der Uniper-Papiere suchen. Sie sind in den Händen von Indexfonds und anderen Investoren, die den Leitindex Dax abbilden und daher keine Uniper-Aktien im Portfolio gebrauchen können. Uniper wird am 12. September für einen Tag zum 31. Dax-Mitglied, muss sich dann aber erst für einen Index qualifizieren. Voraussichtlich dürfte die Aktie später in den MDax einziehen.
Uniper hat seinen Sitz in Düsseldorf und beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen steht von Anfang an wegen der stark gefallenen Strom-Großhandelspreise unter Druck. Im ersten Halbjahr fuhr Uniper wegen hoher Abschreibungen auf seine Kraftwerke und Gasspeicher 3,9 Milliarden Euro Verlust ein. Der neue Vorstandschef Klaus Schäfer - vorher Finanzchef bei E.ON - will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro abzustoßen. Bei den Stellenstreichungen sollten Kündigungen vermieden werden, ausgeschlossen seien sie aber nicht.