Jetzt in einen ETF investieren oder doch lieber nicht? Eines vorweg: Ich bin überzeugt, dass es definitiv kein Fehler ist, in einen Passivfonds sein Geld zu investieren. Vor allem jetzt nicht. Aktienmärkte korrigieren zumindest ein wenig, die Bewertungen werden preiswerter. Dadurch steigt wiederum das Renditepotenzial.
Trotzdem gibt es auch gute Gründe, um jetzt keinen ETF zum Investieren auszuwählen. Schauen wir daher auf das Für und Wider beider Ansätze. Im Endeffekt ist es dann deine Wahl, ein passendes Vehikel für sich zu finden.
Na klar: Ein ETF! Ein ETF ist ein guter Kompromiss auch für diese Marktphase. Das gilt vor allem im täglichen Handling der Volatilität und der kurz- und mittelfristigen Chancen, die sich jetzt ergeben. Vor einem Jahr hätte noch kaum jemand auf Öl-Aktien gesetzt. In einem marktbreiten Indexfonds wären sie trotzdem enthalten gewesen und tragen derzeit zur Performance bei. Ein klarer Vorteil für den breiten Markt.
Aber auch alltägliche Dinge sind einfach vorteilhaft. Um ehrlich zu sein kann niemand mit Sicherheit sagen, inwieweit diese volatile Phase abgeschlossen ist oder nicht. Dauert die Korrektur noch zwei Jahre oder ist der Turnaround hinter der nächsten Ecke? Entwickeln sich die Aktienmärkte womöglich die kommenden drei, vier Jahre einfach seitwärts? Alles egal. Mit einem ETF kann man relativ einfach einen Sparplan auflegen und vom Cost-Average-Effekt profitieren. Das ist definitiv ein klarer Vorteil, ein gutes Timing spielt keine Rolle und mit kleineren Investitionen baut man langfristig ein Vermögen zu einem guten, durchschnittlichen Einstandskurs auf.
Gerade die marktbreiten ETFs sind zudem kostengünstig und in der Regel auch preiswert, was Sparplanausführungen angeht. Um ehrlich zu sein gibt es kaum einen Grund, warum man nicht zumindest über einen kostengünstigen Indexfonds als regelmäßige Grundlage für die eigenen Investitionen nachdenken sollte.
Aber: Es ist mehr möglich! Trotzdem ist mehr möglich, was für mich ein Grund ist, nicht auf einen ETF zu setzen. Das erkennen wir auch mit Blick auf die Bewertungen so mancher Aktien und Segmente. Im Growth-Bereich und bei den Corona-Profiteuren oder Innovationsaktien liegen einzelne Anteilsscheine teilweise 80 % oder mehr im Minus. Na klar: Teilweise auch, weil sie im Vorfeld zu teuer bewertet waren. Aber auch, weil sie inzwischen mit zu viel Pessimismus und zu preiswert gehandelt werden.
Das heißt: Eine marktschlagende Rendite ist möglich, wenn man als Stock-Picker jetzt die klaren Siegeraktien von morgen identifiziert. Hier liegt ein mögliches Renditepotenzial höher. Wobei natürlich auch die Chance besteht, dass man mit seiner Einschätzung danebenliegt. Günstigere Bewertungen als beim breiten Markt sind jedoch lediglich bei einzelnen Aktien zu holen.
ETF oder kein ETF: Das ist daher eine gute Frage. Es gibt ein Für und ein Wider für beide Ansätze. Die finale Entscheidung und auch die Frage, was man eigentlich möchte, muss man sich zu guter Letzt jedoch selbst beantworten.
Der Artikel ETF oder kein ETF: Das ist jetzt die Frage ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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