Die Europäische Kommission hält die Pläne von Volkswagen (DE:VOWG) zur Beilegung des Abgasskandals in Europa für unzureichend. Der Konzern solle betroffenen Kunden eine "freiwillige Entschädigung" und in bestimmten Fällen auch den Rückkauf der Autos anbieten, sagte ein Kommissionsvertreter am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Auch die bisherigen Garantien nach der Reparatur reichten nicht aus. Volkswagen erklärte, die Gespräche mit der Kommission würden fortgesetzt.
VW hatte sich im September in einem "Aktionsplan" verpflichtet, bis Herbst 2017 alle von den Manipulationen betroffenen Fahrzeuge in Europa - rund acht Millionen - zu reparieren. Anders als in den USA sieht der Plan aber keine Entschädigung der betroffenen Kunden vor. Das ist der EU-Kommission ein Dorn im Auge.
Volkswagen müsse außerdem "in rechtlich bindender Form und unbefristet" garantieren, dass die Umrüstung der betroffenen Autos "keine negativen Auswirkungen" hätten, sagte der Kommissionsvertreter am Montag. Des Weiteren müsse der Konzern "uns überzeugen, dass alle Autos wirklich bis Herbst 2017 repariert werden".
EU-Verbraucherschutzkommissarin Vera Jourova teilte Volkswagen ihre Kritik in einem Schreiben mit, das AFP auszugsweise einsehen konnte. Über das Papier hatte zuerst die Tageszeitung "Die Welt" berichtet.
Ein Volkswagensprecher erklärte am Montag, dass alle Kunden nach der Reparatur ihres Autos ein Zertifikat bekommen, mit dem bestätigt werde, "dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden". Darin werde dargelegt, dass mit der Umrüstung "keine Verschlechterungen" bei den Stickoxid- oder CO2-Werten, beim Verbrauch, bei der Geräuschentwicklung sowie bei den Fahreigenschaften verbunden seien.
Darüber hinaus werde Volkswagen "im Dialog mit unserem Händler- und Importeursnetzwerk die Kommunikation mit den betroffenen Kunden länderspezifisch weiter vertiefen". Im Übrigen begrüße der Konzern den Dialog mit der EU-Kommission. "Weitere Schritte und Details" im Rahmen des Aktionsplans würden "zeitnah" mit Jourova besprochen.
Jourova trifft am Donnerstag in Brüssel VW-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz. Er ist im Konzernvorstand für die Aufarbeitung des Abgasskandals zuständig.
Volkswagen hatte vor etwa einem Jahr auf Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen unterschiedlicher Marken eine illegale Software eingebaut zu haben. Das Programm sorgt bei standardisierten Tests für einen niedrigeren Ausstoß von schädlichen Stickoxiden.