Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Anleger am Dienstag zum Kauf von Aktien ermuntert.
Dax und EuroStoxx50 legten jeweils 1,3 Prozent auf 10.629 und 3048 Punkte zu. Gefragt war auch das Pfund Sterling, das sich dank Spekulationen auf einen "sanften Brexit" um mehr als einen US-Cent auf bis zu 1,2304 Dollar verteuerte.
Eine Drosselung der EZB-Wertpapierkäufe von derzeit 80 Milliarden Euro monatlich sei vorerst nicht zu erwarten, betonte Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim Vermögensverwalter BlackRock. "Vor einer Rückführung dürfte es zunächst zu einer Verlängerung des Programms über den März 2017 hinaus kommen." In den vergangenen Wochen hatten Spekulationen um das sogenannte Tapering die Börsen in Unruhe versetzt. Franck Dixmier, Anleihechef des Vermögensverwalters AllianzGI, rechnete allerdings nicht mit konkreten Ankündigungen am Donnerstag. Notenbankchef Mario Draghi werde sich erneut alle Optionen offenhalten, um beim nächsten Treffen im Dezember Genaueres zu verkünden.
In den USA erwarteten Investoren mehrheitlich eine Zinserhöhung im Dezember. Untermauert wurde diese Einschätzung von aktuellen Inflationsdaten. Die Teuerung beschleunigte sich im September wie erwartet auf 0,3 von 0,2 Prozent.
PARLAMENTARISCHER EINFLUSS AUF BREXIT-ABKOMMEN?
Am Devisenmarkt sorgte eine Äußerung von James Eadie, der die britische Regierung in einem Gerichtsstreit um die Verhandlungen über das zukünftige Verhältnis zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU vertritt, für Aufsehen. Seiner Meinung nach ist es "sehr wahrscheinlich", dass das Parlament den Scheidungsvertrag absegnen müsse. Anleger hoffen nun darauf, dass Großbritannien durch Kompromisse weiterhin Zugang zum EU-Binnenmarkt erhält. Viele Abgeordnete favorisieren diesen sogenannten "sanften Brexit". Premierministerin Theresa May will dagegen die Einwanderung begrenzen und setzt auf einen "harten Brexit".
Bei den Aktienwerten gaben Continental gegen den Trend nach und verloren 1,8 Prozent. Der Autozulieferer kappte unter anderem wegen höheren Garantieleistungen und Rückstellungen für Kartellstrafen sein Gewinnziel um eine knappe halbe Milliarde Euro.
In London brachen die Titel von Burberry um bis zu zehn Prozent ein. Investoren reagierten enttäuscht auf den vierprozentigen Umsatzrückgang bei dem für seine Karomuster bekannten britischen Luxusgüter-Hersteller. "Abgesehen von positiven Währungseffekten hat Burberry Probleme, bedeutendes Wachstum zu erreichen", schrieben die Analysten der Investmentbank Liberum.
Zu den Favoriten der Investoren zählten dagegen RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) mit Kursgewinnen von bis zu 3,7 Prozent. Der Chef der Atomkommission des Bundes, Jürgen Trittin, akzeptierte den Gesetzentwurf zur Übernahme der Atommüll-Altlasten. Die seit wenigen Wochen an der Börse notierten Töchter der beiden Versorger, Uniper und Innogy, markierten mit 12,20 und 38,73 Euro jeweils ein Rekordhoch.