Frankfurt (Reuters) - Erneute Verluste bei Technologiewerten und die Sorge vor zunehmenden Spannungen im Nahen Osten haben Europas Anleger am Mittwoch verunsichert.
Der Dax gab ein Prozent auf 12.913 Punkte nach, der EuroStoxx50 verlor 0,8 Prozent auf 3542 Zähler. "Das Motto lautet weiterhin Gewinnmitnahmen statt Jahresendrally", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Vor allem ausländische Investoren, die durch die Aufwertung des Euro deutliche Gewinne eingefahren hätten, gingen lieber auf Nummer sicher. "Die ersten fangen jetzt an, ihre Bücher für dieses Jahr zu schließen." Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex rund 14 Prozent zugelegt.
Eine Kehrtwende der USA in der Nahost-Politik sorgte für Nervosität. US-Präsident Donald Trump wird Regierungskreisen zufolge am Mittwoch Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Börsianer fürchten deswegen eine Eskalation in der Krisenregion. Hinzu kamen Zweifel an dem vom US-Senat verabschiedeten Gesetzentwurf zur Steuerreform, der entgegen früheren Plänen eine Mindeststeuer für Unternehmen enthält. Damit sind die Abgeordneten auf Kollisionskurs zum Repräsentantenhaus, das die Steuer streichen will.
Anleger warten auch auf die Beschäftigtenzahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Sie geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag. Entscheidend für den zukünftigen Zinspfad sei aber die Lohnentwicklung, so die Analysten der Landesbank Helaba. Informationen dazu liefere erst der Bericht der Regierung am Freitag.
TECHNOLOGIEWERTE AUF TALFAHRT
Die Stimmung zur Wochenmitte trübten erneute Rückgänge im Technologiesektor. Der Branchenindex verlor mit 1,2 Prozent am stärksten in Europa. Infineon-Aktien fielen um 1,8 Prozent, STMicroelectronics-Papiere in Paris um knapp vier Prozent. Anleger fürchten, dass einige Aktien der Branche nach der Rally der vergangenen Monate überbewertet sind.
Bei Bayer (DE:BAYGN) kam ein Gerichtsurteil aus den USA nicht gut an. Der Konzern muss gemeinsam mit Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) einen zweistelligen Millionenbetrag an ein Ehepaar zahlen. Dieses hatte wegen fehlender Warnhinweise zu Risiken des Blutverdünners Xarelto geklagt.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 legten hingegen um 3,7 Prozent zu. "Der Kapitalmarkttag verläuft offenbar recht vielversprechend", sagte ein Händler. Der Konzern hatte Details zum Konzernumbau bekanntgegeben.
STEINHOFF BRECHEN EIN - BITCOIN GEFRAGT
Im Nebenwerte-Index MDax sorgte ein Kursrutsch bei Aktien des Möbelkonzerns Steinhoff für Aufsehen. Die Titel brachen um 58 Prozent auf ein Rekordtief von 1,26 Euro ein. Am Dienstagabend hatte die Firma mitgeteilt, dass der Chef Markus Jooste zurückgetreten ist. Zudem gab der Aufsichtsrat bekannt, dass "in Bezug auf Bilanzunregelmäßigkeiten neue Informationen ans Licht gekommen sind".
Der Run auf Bitcoins hält unterdessen an. Die digitale Währung knackte die 12.000-Dollar-Marke und wurde auf der Luxemburger Plattform Bitstamp in der Spitze mit 12.450 Dollar bewertet. Noch Anfang des Jahres hatte ein Bitcoin weniger als 1000 Dollar gekostet. Erst in der vergangenen Woche war der Kurs erstmals fünfstellig geworden. Dabei blenden Anleger laut Börsianern mögliche Risiken komplett aus.