Frankfurt (Reuters) - Zunehmende Unsicherheit über die weitere Zinspolitik der US-Notenbank Fed hat die europäischen Börsen am Mittwoch belastet.
Der Dax fiel um 1,3 Prozent auf 10.537,67 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 1,2 Prozent nach. "Die Anleger sind wegen der US-Geldpolitik auf der Hut", sagte ein Börsianer. Gewinnmitnahmen seien daher angebracht. Schließlich sei das billige Notenbankgeld die Haupttriebfeder für die Aktienrally der vergangenen Jahre. Viele Börsianer erhoffen sich nun von der Mitschrift der jüngsten Fed-Sitzung im Juli Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung noch vor den US-Wahlen im November. Das Protokoll wird am Abend nach Handelsschluss in Europa veröffentlicht.
Daher überwog auch an der New Yorker Wall Street die Vorsicht. Der Dow-Jones- und der S&P500-Index notierten zum Handelsschluss in Europa je 0,4 Prozent im Minus.
Für Verunsicherung sorgten einige prominente US-Notenbanker, die eine Zinserhöhung schon für September ins Gespräch gebracht hatten. Darauf wetten an den Terminmärkten bislang aber nur wenige Anleger. Seit der Zinswende vom Dezember 2015 hält die Fed den Satz in einer Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Dabei war zu Jahresbeginn eigentlich mit weiteren Zinserhöhungen gerechnet worden. Doch Marktturbulenzen und die Brexit-Abstimmung brachten den Zeitplan der Fed durcheinander.
Der US-Dollar stabilisierte sich nach den Vortagesverlusten. Der Euro notierte bei 1,1265 Dollar wenig verändert. Sollte die Fed-Protokolle eine klare Tendenz in Richtung einer Zinserhöhung im Herbst signalisieren, dürfte der Greenback weiter steigen.
CARLSBERG UND WIENERBERGER VERSCHRECKEN ANLEGER
Nach den Kursgewinnen von elf Prozent am Dienstag zählten Linde am Mittwoch zu den Dax-Schlusslichtern. Die Aktien fielen um rund drei Prozent. Der Jubel über den möglichen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair könnte verfrüht gewesen sein, warnte ein Börsianer. Schließlich gebe es hohe kartellrechtliche Hürden. "Kassemachen ist daher gar nicht so übel."
Besonders lange Gesichter gab es an der Wiener Börse: Der weltgrößte Ziegelhersteller Wienerberger hat mit dem Einbruch der britischen Währung infolge des Brexit-Votums zu kämpfen und musste daher seine Gewinnziele kappen. Die Aktien brachen um 6,2 Prozent ein, womit sie größter Verlierer im Wiener ATX-Index waren.
Gut fünf Prozent abwärts ging es in Kopenhagen mit den Aktien der dänischen Brauerei Carlsberg. Das maue China-Geschäft und negative Wechselkurseinflüsse brockten dem Konzern im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang ein.
In New York standen Target nach einer Senkung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr unter Druck: Die Titel fielen um mehr als sechs Prozent. Ebenfalls mehr als sechs Prozent büßten Lowe's ein. Die Baumarktkette enttäuschte mit ihren Umsatzzahlen. Zu den Gewinnern zählten dagegen die Papiere von Urban Outfitters mit einem kräftigen Kursaufschlag von 15 Prozent. Etliche Broker stuften die Aktie der Modekette nach unerwartet guten Umsatzzahlen hoch.
Im Dow-Jones-Index hielten Cisco die rote Laterne mit einem Minus von 2,3 Prozent. Der Netzwerkausrüster will einem Medienbericht zufolge rund 14.000 Stellen streichen, fast 20 Prozent der Belegschaft wären davon betroffen.