Frankfurt (Reuters) - Die Nachwehen der jüngsten Notenbank-Entscheidungen in den USA und Japan haben den europäischen Börsen am Freitag zugesetzt.
Für Verkaufsdruck sorgte der Anstieg des Euro über die Marke von 1,14 Dollar, was Waren europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig macht. Der Dax ging 2,7 Prozent schwächer bei 10.038,97 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 verlor 3,1 Prozent auf 3028,21 Zähler nach.
Am Markt wirke die Enttäuschung über die japanische Notenbank nach, sagten Händler. Diese hatte am Donnerstag trotz der anhaltenden Konjunkturflaute auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen verzichtet. Für starke Kursschwankungen sorgten zahlreiche europäischen Unternehmensbilanzen. "Wenn Firmen enttäuschen werden sie unverhältnismäßig abgestraft, während sie bei positiven Überraschungen hochschießen, was zeigt, dass die Märkte hochnervös sind und wenig Geduld haben", fasste Analyst Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis zusammen. Auf Wochensicht verlor der Dax 3,2 Prozent.
STARKER EURO DRÜCKT AKTIENKURSE
Dem Dollar macht nach wie vor zu schaffen, dass die US-Notenbank Fed zur Wochenmitte keine Signale für eine weitere Zinserhöhung im Juni geliefert hatte. Der Dollar-Index, der den Kurs zu Euro, Yen & Co. widerspiegelt, fiel um bis zu 0,8 auf ein Acht-Monats-Tief von 93,007 Punkten. Die europäische Gemeinschaftswährung gewann 0,9 Prozent auf 1,1459 Dollar. Noch kräftiger wertete die japanische Valuta auf. Der Dollar fiel zeitweise auf ein 18-Monats-Tief von 106,89 Yen.
Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten zeichneten ein gemischtes Bild: Zwar stiegen die Einkommen in den USA etwas stärker als zuletzt, doch legten die Amerikaner mehr Geld beiseite anstatt es in den Geschäften auszugeben. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen fiel im April überraschend auf den schwächsten Wert seit mehr als einem halben Jahr, wie die Universität Michigan mitteilte. An der Wall Street lagen Dow Jones & Co bis zum Handelsschluss in Europa bis zu ein Prozent schwächer. Ein überraschend großer Ergebnissprung beflügelte die Aktien von Amazon. Sie legten mehr als zehn Prozent zu.
FLUGGESELLSCHAFTEN TIEFER
Zu den schwächsten Werten am deutschen Aktienmarkt zählten die Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von 5,1 Prozent sowie Autowerte. VW, BMW und Daimler verloren bis zu 4,4 Prozent.
Anleger warfen zudem vermehrt Aktien von Fluggesellschaften aus ihren Depots. Die Papiere der British-Airways-Mutter ICAG fielen um 4,7 Prozent. Wegen einer rückläufigen Nachfrage nach Geschäftsreisen schraubte die Fluggesellschaft ihre Expansionspläne zurück. Die Papiere der Lufthansa verloren 5,6 Prozent. Rechnet man den Dividendenabschlag heraus, lag das Minus bei immer noch 2,1 Prozent. Air France-KLM gaben in Paris 2,7 Prozent nach und die beiden Billig-Flieger Ryanair und EasyJet rutschten um jeweils rund 2,7 Prozent ab.
VESTAS LIEFERT NORDEX RÜCKENWIND
Bei Linde reagierten Anleger erleichtert auf die Zwischenbilanz. Die Rückgänge bei Einnahmen und Erlösen seien geringer ausgefallen als erwartet, sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Die Papiere des Industriegase-Herstellers stiegen um 1,1 Prozent.
Ein überraschender Gewinnanstieg gab Vestas Auftrieb. Die Aktien des dänischen Windkraftanlagen-Bauers kletterten um 4,5 Prozent auf 465 Kronen. In ihrem Windschatten legte Konkurrent Nordex um 2,7 Prozent zu.