Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende US-Einzelhandelsumsätze haben Europas Aktienanlegern vor dem Wochenende einen Dämpfer verpasst.
Dax und EuroStoxx gaben je ein halbes Prozent nach auf 10.686 und 3037 Punkte. Der US-Dollar geriet unter Druck, was den Euro über 1,1220 Dollar trieb. Auch an der Wall Street zeichnete sich ein schwächerer Handelsstart ab, nachdem die drei großen Indizes am Donnerstag auf Rekordniveaus geschlossen hatten.
Die Kauflaune der US-Verbraucher hielt im Juli überraschenderweise nicht an. Die Umsätze der US-Einzelhändler stagnierten, statt wie von Ökonomen erwartet um 0,4 Prozent zu wachsen. Allerdings wurde der Juni-Wert leicht auf plus 0,8 Prozent nach oben revidiert.
Grundsätzlich sei die Stimmung an den Börsen dank überwiegend starker Firmenbilanzen und der Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen aber gut, betonten Experten. "Es lässt sich aktuell auch eine Rückkehr der Investmentfonds und der fundamentalorientierten Anleger in den deutschen Aktienmarkt beobachten", betonte Stratege Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Wenn die Fonds verstärkt von US-Aktien in europäische Titel umschichteten, könne eine verspätete Sommerrally in Gang kommen.
Der jüngste Gipfelsturm habe aber Kraft gekostet, sagte ein Händler. "Deswegen nutzen viele die Gelegenheit, um Kasse zu machen." Seit Beginn der Woche war der Dax von einem Jahreshoch zum Nächsten gespurtet und hatte rund fünf Prozent zugelegt..
PFANDBRIEFBANK UND TALANX UNTER DRUCK
Im Blickpunkt der Anleger standen am Freitag vor allem Werte aus der zweiten Börsenliga. Die Pfandbriefbank gehörte mit einem Abschlag von sieben Prozent zu den größten Verlierern im MDax[L8N1AT1WO]. Das Nachfolgeinstitut der in der Finanzkrise kollabierten Hypo Real Estate kassierte wegen des harten Wettbewerbs im Immobilienmarkt das Neugeschäftsziel.
Die Papiere des drittgrößten deutschen Versicherers Talanx verloren 3,5 Prozent. Der Konzern blieb im zweiten Geschäftsquartal hinter den Erwartungen von Experten zurück. Zudem machte Vorstandschef Herbert Haas klar, dass es schwer werde, im Gesamtjahr ein Ergebnis von deutlich über 750 Millionen Euro zu erzielen.
STUDIE - MEHRHEIT DER DAX-FIRMEN HAT ERWARTUNGEN ÜBERTROFFEN
Trotz eines Gewinnrückgangs griffen Investoren bei A.P. Moller-Maersk zu. Die Aktien des dänischen Reederei- und Energiekonzerns sprangen zeitweise um 6,9 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch. Maersk verdiente im abgelaufenen Quartal mit 101 Millionen Euro zwar deutlich weniger als von Analysten erwartet, kam aber mit seinem Sparprogramm und Konzernumbau voran.
Generell ist die sich allmählich dem Ende nähernde Berichtssaison nach Einschätzung von Experten gut verlaufen. Im Dax hätten 62 Prozent der Unternehmen mit ihren Zahlen positiv überrascht, hieß es in einer Studie von M.M. Warburg. In den USA, also bei den Unternehmen des S&P-500, hätten sogar 76 Prozent der Firmen die Gewinnerwartungen übertroffen. "Es liegt nahe, für das vergangene Quartal von einer überdurchschnittlich guten Berichtssaison zu sprechen", schrieben die Analysten.