Die vor einigen Jahren von Facebook (NASDAQ:FB) (WKN:A1JWVX) dazugekaufte Plattform Instagram könnte eine neue eigenständige App für Online-Shopping entwickeln, wie es bei The Verge heißt, die sich auf einen Insider berufen. Die App, die IG Shopping genannt werden könnte, könnte es den Nutzern ermöglichen, Produkte von Händlern, denen sie folgen, einem Katalog gleich anzusehen und sie dann direkt aus der App heraus zu kaufen.
Das wäre ein nicht ganz so überraschender Schritt, da Facebook schon einmal versucht hat, Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN:906866) mit E-Commerce-Funktionen herauszufordern. Die Einführung einer eigenständigen IG Shopping App wäre jedoch die bisher ambitionierteste E-Commerce-Lösung.
Instagram erreicht bereits über eine Milliarde monatlich aktive Nutzer (MAUs) und ist damit neben den 1,5 Milliarden MAUs von WhatsApp und den 1,3 Milliarden MAUs von Messenger eine der Säulen des Wachstums im Mobil-Bereich bei Facebook. Nun: Könnte sich IG Shopping zu der nächsten Milliarden-App von Facebook entwickeln – oder wird man damit das Schicksal der anderen E-Commerce-Versuche des Unternehmens wiederholen?
Die Evolution von Instagram Als Facebook Ende 2012 Instagram für 1 Milliarde US-Dollar kaufte, dachten viele Kritiker, dass dies ein hoher Preis für eine App mit ein paar netten Fotofiltern sei. Das explosive Wachstum der App von 90 Millionen Nutzern im Januar 2013 auf 1 Milliarde bis Juni 2018 ließ jedoch die meisten Kritiker verstummen.
Instagram fügte seiner Plattform anschließend Videos, private Nachrichten und Snapchat-ähnliche Funktionen wie Stories, Filter und verschwindende Nachrichten hinzu. Es wurden auch mehrere eigenständige Apps gestartet, darunter die Messaging-App Bolt, die Zeitraffer-Video-App Hyperlapse, die Looping-Video-App Boomerang, die Messaging-App Direct und die Streaming-Video-Plattform IGTV.
Facebook gibt die Einnahmen von Instagram nicht bekannt, aber KeyBanc-Analyst Andy Hargreaves schätzt, dass es in diesem Jahr fast 9 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz (16 % der von Facebook erwarteten Umsätze) und schließlich 22 Milliarden US-Dollar Umsatz bis 2022 schaffen könnte.
Facebooks Versuche im E-Commerce Facebook dominiert den Markt für soziale Netzwerke, aber es ist dem Unternehmen bislang nicht gelungen, diesen Erfolg für den Einstieg in den E-Commerce-Markt zu nutzen. Facebook hat sich zuvor mit Groupon-ähnlichen lokalen Deals beschäftigt, zog sich aber im Jahr 2011 nach nur vier Monaten aus dem Markt zurück.
Noch im selben Jahr konnten Unternehmen „Facebook-Stores“ eröffnen, aber auch das war innerhalb eines Jahres verpufft. Im Jahr 2012 führte man Gifts ein, mit denen Benutzer Geschenke für ihre Freunde über integrierte Websites von Drittanbietern kaufen können – aber auch diese Funktion wurde zwei Jahre später abgeschaltet.
Facebook betreibt immer noch den Facebook Marketplace, aber die Plattform ist eher eine Art Craigslist als ein ernstzunehmender Konkurrent von Amazon oder eBay. Facebook hostet über 60 Millionen aktive Geschäftsseiten im gesamten Netzwerk, aber das Hinzufügen von „Kauf“-Buttons zu Seiten, Beiträgen und Anzeigen zog bislang nicht viele Käufer an.
Facebook integrierte auch Chatbots und eine Zahlungsplattform in Messenger, die es den Nutzern ermöglicht, Produkte direkt bei Händlern über Gespräche zu bestellen. Leider waren die Benutzer es nicht gewohnt, Produkte über diese Chatbots zu bestellen – viele davon waren schlecht designt und waren gegenüber herkömmlichen Shopping-Apps eher frustrierend zu nutzen.
Aber Instagram könnte mehr Erfolg haben Doch Facebook könnte durch die Integration von E-Commerce-Funktionen in Instagram noch erfolgreicher werden. Ende 2016 begann man damit, dass Unternehmen Fotos von Produkten mit Shopping-Links versehen durften, die zu einer Bezahl-Seite führten. Man testet auch eine ähnliche Funktion für Instagram Stories, und man hat neulich damit begonnen, eine native Zahlungsoption für bislang noch ausgewählte Benutzer zu testen.
Facebook gibt an, dass über 25 Millionen Unternehmen bereits Instagram-Accounts haben, und 2 Millionen davon kaufen Anzeigen auf der Plattform. Instagram behauptet auch, dass vier von fünf seiner Benutzer mindestens ein Unternehmen betreiben.
Facebook denkt wahrscheinlich, dass es Instagram in eine Shopping-App verwandeln kann, aber es will dessen Identität nicht durch zu viele E-Commerce-Funktionen verwässern. Daher ist es sinnvoll, diese Features als eigenständige App auszulegen, die dann zu einem vollwertigen Markt ausgebaut werden kann.
Kann IG Shopping die nächste Milliarden-User-App von Facebook werden? Als Facebook im Jahr 2011 Messenger als eigenständige App ausgründete, behaupteten einige Kritiker, dass man damit das Ökosystem zerschossen habe. Aber über die Hälfte der gesamten MAUs von Facebook nutzen inzwischen die Messenger-App, die sich allmählich zu einer All-in-One-Plattform für mobile Zahlungen, Spiele und andere Dienste entwickelt. Daher könnte IG Shopping irgendwann tatsächlich zu einer App mit einer Milliarden Nutzern werden.
Die Fehler von Facebook in der Vergangenheit im E-Commerce deuten jedoch darauf hin, dass viele Nutzer immer noch lieber direkt zu Amazon gehen, um Produkte zu kaufen. Facebook fehlt auch eine effektive Möglichkeit, Amazon Prime herauszufordern, das Anfang des Jahres über 100 Millionen Kunden gewonnen hatte. Investoren sollten die E-Commerce-Ambitionen von Instagram im Auge behalten, aber sie sollten nicht erwarten, dass die Plattform Facebook tatsächlich hilft, Amazon in naher Zukunft ernsthafte Konkurrenz zu machen.
The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und Facebook und empfiehlt eBay.
Dieser Artikel von Leo Sun erschien am 8.9.2018 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.