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Fiat Chrysler strebt Zusammenschluss mit Renault an

Veröffentlicht am 27.05.2019, 12:11
© Reuters. Car manufacturers display their wares on the show floor of the North American International Auto Show in Detroit
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- von Giulio Piovaccari und Laurence Frost und Jan Schwartz

Mailand/Paris/Hamburg (Reuters) - In der Automobilindustrie bahnt sich womöglich eine Mega-Fusion an: Der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler (MI:FCHA) will mit seinem französischen Rivalen Renault zusammengehen.

Beide Konzerne machten die Planspiele am Montag öffentlich - kurz bevor der Renault-Verwaltungsrat zusammenkam, um über den Vorschlag zu beraten. Es würde der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen, der pro Jahr 8,7 Millionen Fahrzeuge verkauft und in allen wichtigen Märkten rund um den Globus präsent ist. Vorgesehen ist eine Verschmelzung auf eine gemeinsame Gesellschaft mit Sitz in den Niederlanden, an der beide Partner je zur Hälfte beteiligt wären.

Der französische Staat, mit 15 Prozent größter Aktionär von Renault, reagierte verhalten positiv. Für Europa als Ganzes sei es gut, einen Industrie-Giganten zu haben. Allerdings müsse sich Frankreich die Konditionen genau ansehen. "Das ist eine Diskussion, die wir als Aktionär mit Renault führen", sagte eine Regierungssprecherin. Dagegen ist von den Gewerkschaften mit Widerstand zu rechnen, vor allem in Italien. Denn die meisten europäischen Werke von Fiat Chrysler sind schwach ausgelastet. Ein möglicher Personalabbau könnte vor allem Arbeitsplätze in Italien treffen.

Wegen schärferer Klimavorgaben und steigender Kosten für die Entwicklung umweltfreundlicherer Motoren und Elektroautos steigt auf die Konzerne schon länger der Druck, Kooperationen und Fusionen zu suchen. Fiat Chrysler und Renault gehen nach eigenem Bekunden davon aus, ihre Kosten nach einem Zusammenschluss um jährlich fünf Milliarden Euro zu senken. Damit hätten sie dann auch mehr Geld für Investitionen in die E-Mobilität. Fiat-Aktionären winkt außerdem eine Sonderdividende von 2,5 Milliarden Euro.

An der Börse lösten die Pläne ein positives Echo aus: Die in Mailand notierten Fiat-Aktien legten den größten Kurssprung seit zehn Jahren hin und notierten zeitweise knapp 20 Prozent fester. Die Titel von Renault steuerten mit einem Plus von etwa 17 Prozent im frühen Handel sogar auf den größten Tagesgewinn seit fast einem Vierteljahrhundert zu. Der europäische Automobil-Index zog deutlich an. Sollte der Plan umgesetzt werden, könne dies zur Blaupause für andere Automobilhersteller werden, sagte ein Händler. Für viele Zulieferer würde die Lage durch die Einkaufsmacht eines weiteren Großkonzerns jedoch schwieriger.

EINE NEUE ÄRA - OHNE EGOS

Fiat Chrysler hatte unter seinem 2018 verstorbenen Vorstandschef Sergio Marchionne mehrfach versucht, sich mit anderen Autobauern zusammenzuschließen, war aber unter anderem bei General Motors (NYSE:GM) und Volkswagen (DE:VOWG) abgeblitzt. Offenbar sehe der italienisch-amerikanische Konzern nun bessere Chancen bei Renault, da sich das Verhältnis der Franzosen zu ihrem japanischen Partner Nissan (T:7201) nach dem Sturz von Carlos Ghosn abgekühlt hat, meinte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Banker gehen davon aus, dass die beiden Unternehmen nun eher zusammenfinden könnten, da die beiden "Egos" Marchionne und Ghosn nicht mehr die Geschicke der jeweiligen Konzerne bestimmten. Frühere Versuche seien immer an Gegensätzen zwischen den beiden selbstbewussten Automanagern gescheitert, sagte ein Banker aus dem Umfeld der bei Fiat Chrysler Ton angebenden Familie Agnelli.

Auch der neue Anlauf dürfte kein Selbstläufer sein, sagte Analyst Frank Schwope von der NordLB. Zwar könnten beide Konzerne mit einem Zusamenschluss ihre jeweiligen Schwachstellen ausgleichen: So ist Fiat dank Chrysler in den USA stark, während das Europageschäft unter Druck steht. Renault wiederum ist ein Pionier auf dem Gebiet der Elektroautos mit einer starken Präsenz in Schwellenmärkten, dafür sind die Franzosen in den USA nicht präsent. Aber Renault steckt bereits in einer komplexen Verflechtung mit Nissan. Eine Trennung von den Japanern gilt als unwahrscheinlich, da beide Unternehmen über Beteiligungen miteinander verflochten sind und viele Fahrzeuge auf gemeinsamen Plattformen stehen. "Ich kann mir eher eine erweiterte Allianz (DE:ALVG) vorstellen", erklärte Schwope.

© Reuters. Car manufacturers display their wares on the show floor of the North American International Auto Show in Detroit

"DA MUSS MAN SEHR VIEL FANTASIE HABEN"

Zu der Allianz mit Nissan gehört auch der japanische Autobauer Mitsubishi (T:7211), was es nach Einschätzung von Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI noch einmal schwerer macht. "Hier haben wir jetzt Franzosen, Italiener, Japaner, Amerikaner, die sich in irgendeiner Form einigen sollen auf einen Board einer holländischen Company, in der der französische Staat seinen Sonder-Einfluss verliert. Da muss man schon sehr viel Fantasie haben." Die geplante neue Holding soll ihren Sitz in den Niederlanden haben und an den Börsen in Mailand, Paris und New York gelistet werden.

Ellinghorst stellt zudem die Bewertung von Renault in dem Fusionsvorschlag infrage: Wenn man den Wert der Beteiligung der Franzosen von 43 Prozent an Nissan herausrechne, impliziere der Vorschlag, dass Fiat Chrysler das Kerngeschäft von Renault mit Null ansetze. "Ich weiß nicht, ob die Franzosen das überhaupt akzeptieren können", gibt er zu bedenken. Eine reine Marktbewertung, um auf die angestrebte Gleichgewicht von 50 zu 50 für eine Fusion zu kommen, halte er für fast ausgeschlossen. "Wir haben noch nie einen Merger of Equals in der Autoindustrie gesehen, der funktioniert hat."

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