Ende 2019 hat Marc Fielmann (DE:FIEG) seinen Vater an der Spitze der Optikerkette Fielmann (WKN: 577220) beerbt und ist alleiniger CEO. Bei solchen Unternehmensnachfolgern aus der nächsten Familiengeneration ist in meinen Augen am besten erst mal Abwarten angesagt. Zu oft gelingen diese nicht und die Erben scheinen mit der Firma überfordert. Bei der Firma Fielmann scheint es allerdings ganz gut zu funktionieren.
Der Erbe hat das Unternehmen laut vorläufigen Zahlen für 2020 ganz gut durch die Corona-Pandemie gebracht. Der Umsatz und Gewinn vor Steuern werden zwar zurückgehen, allerdings in einem überschaubaren Rahmen. Mit der Mehrheitsübernahme bei der spanischen Optikerkette Óptica & Audiología Universitaria hat Fielmann den 15. europäischen Markt erschlossen. Daneben hat man Mitte 2020 einen neuen Flagship-Store eröffnet, der voll und ganz den neuen Omnichanel-Ansatz von Fielmann repräsentiert.
Digitalisierung bei Fielmann Durch RFID-Lokalisierungs-Tags sollen die Mitarbeiter 70 % schneller die Fassungen in der Filiale finden. Durch ein Terminal im Laden können sich die Kunden weiterführende Produktinformationen geben lassen. Mit der Online-Terminerfassung erfolgt eine bequeme Terminvereinbarung. Dadurch reduziert das Unternehmen die Wartezeiten für die Kunden, das Hauptärgernis, weshalb viele Fielmann bisher den Rücken kehrten. Vor dem Besuch oder im Geschäft via Smartphone ist mit Augmented Reality die 3D-Anprobe möglich. Dabei wird auch der anatomische Sitz der Brillen bewertet. Auch der Sehtest lässt sich bereits vorab online erledigen.
Auf dem deutschen Markt ist die Zahl der Optikerbetriebe zwischen 2013 und 2019 um 500 zurückgegangen. Gleichzeitig ist der Branchenumsatz um rund 1 Mrd. Euro gestiegen. Fielmann zählt zu den Gewinnern der Entwicklung. Es ist in meinen Augen daher richtig, dass sich der Konzern in seiner Vision 2025 vor allem auf die Digitalisierung und Internationalisierung konzentriert.
Viele kleinere Optiker werden diesen Schritt bei der Digitalisierung nicht mehr machen können. Gleichzeitig macht die hohe Komplexität beim Brillenkauf auch reinen Onlineoptikern das Leben schwer und sie haben mit hohen Retouren zu kämpfen. Der Omnichannel-Ansatz von Fielmann scheint hier genau richtig. Die Vorteile in der Digitalisierung lassen sich auch international ausspielen. Bis 2025 möchte man daher noch drei weitere Märkte erschliessen.
Jetzt noch einsteigen? Mit einer erwarteten Free-Cashflow-Rendite von 3 % wirkt Fielmann nicht wirklich günstig. Allerdings traue ich dem Unternehmen weiterhin ein starkes Wachstum zu. Kleinere Kursrücksetzer werde ich daher zum Einstieg nutzen. Die größten Risiken für die Firma sehe ich im technischen Fortschritt, welcher Brillen disruptiert. Aktuell sind die Augenoperationen aber noch zu teuer und bringen nicht immer den gewünschten Erfolg.
Fielmann stellt sich durch die Erschließung des Marktes für Hörakustik breiter auf. Hier hat man ein großes Wachstumsfeld, da nur ein Drittel der Betroffenen in Deutschland mit einem Hörgerät versorgt sind.
Florian Hainzl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021