Frankfurt (Reuters) - Die Finanzinvestoren Bain und Cinven wagen einen zweiten Versuch zur Übernahme von Stada (DE:STAGn) und wollen dieses Mal auf Nummer sicher gehen.
Den Aktionären des Arzneimittelherstellers werden nun 66,25 Euro je Aktie geboten - 25 Cent mehr als zuvor, wie Stada am Montag mitteilte. Vor allem aber senkten die Beteiligungsfirmen die Mindestannahmeschwelle auf 63 von 67,5 Prozent. Die Aktionäre haben noch einmal vier Wochen Zeit, sich zu entscheiden. Dem neu zusammengesetzten Vorstand und dem Aufsichtsrat von Stada reichen die Änderungen aus, um der Offerte zuzustimmen: Das Angebot sei "in wesentlichen Aspekten verbessert" worden. Bain und Cinven müssen sich nun noch von der Finanzaufsicht BaFin von der einjährigen Wartefrist befreien lassen, die sie nach dem Scheitern ihrer ersten, 5,3 Milliarden Euro schweren Offerte eigentlich einhalten müssten. Die Zustimmung gilt als Formsache und wird Insidern zufolge noch für Montag erwartet.
Der erneute Vorstoß der Finanzinvestoren war eigentlich schon etwas früher erwartet worden, der plötzliche Wechsel an der Spitze von Stada Anfang vergangener Woche verzögerte ihn aber. Vorstandschef Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft hatten am Dienstag ihren Hut nehmen müssen. Ihre Nachfolger, der ehemalige Boehringer-Ingelheim-Manager Engelbert Tjeenk Willink und Bernhard Düttmann als Finanzchef, mussten sich erst mit den Details vertraut machen. Beide werden womöglich nicht lange an Bord bleiben, denn sie haben nur Verträge bis Jahresende. Häufig bringen Finanzinvestoren nach dem Kauf eines Unternehmens ihre eigenen Manager mit.
Bei ihrem ersten Anlauf Ende Juni hatten lediglich 65,5 Prozent der Stada-Aktionäre das Angebot von Bain und Cinven angenommen - zwei Prozent weniger, als sie zur Bedingung gemacht hatten. Dabei hatten die Investoren die Annahmeschwelle von ursprünglich 75 Prozent bereits herabgesetzt. Um ein erneutes Scheitern zu verhindern, hatten Bain und Cinven Finanzkreisen zufolge schriftliche Zusagen von Hedgefonds und anderen Stada-Aktionären eingesammelt, ihre Anteilsscheine diesmal anzudienen. Deutlich mehr als 15 Prozent unterschrieben. Auch bei den Stada-Aktionären steigt die Zuversicht, dass es nun zur Übernahme kommt: Die Aktien stiegen zu Wochenbeginn um 1,6 Prozent auf 65,54 Euro und waren damit so teuer wie zuletzt Anfang Juni.
ROLLE VON ELLIOTT WEITER UNKLAR
Für Unsicherheit sorgt allerdings der Investor Elliott, der laut Insidern bei Stada eingestiegen ist. Der aktivistische Fonds macht sich das deutsche Aktienrecht zunutze - um bei einer Übernahme mehr Geld für sich herauszuholen. Er hat bisher offengelassen, wem er sein Aktienpaket andienen würde: Bain und Cinven oder einem anderen Interessenten, der ihm mehr bieten würde. Den Finanzinvestoren Advent und Permira, die Bain und Cinven im Bieterrennen unterlegen waren, wird weiter Interesse an Stada nachgesagt.
Elliott hatte schon bei einer Übernahme eine Rolle gespielt, die als Vorbild für den neuen Anlauf bei Stada gilt: Der US-Konzern McKesson war beim Pharmahändler Celesio zunächst am Widerstand von Elliott gescheitert, der Investor ließ sich sein Aktienpaket aber im Nachhinein vom Großaktionär Haniel abkaufen.