* Glencore positiv gesehen
* Griechenland-Diskussion schwelt weiter
* Außerhalb der Indizes: Aufregung um Versatel
(neu: Drillisch, US-Vorbörse, US-Daten, Fondsmanagerin)
Frankfurt, 19. Mai (Reuters) - Anleger haben sich am
Donnerstag von positiv aufgenommenen US-Daten und der Aussicht
auf einträgliche Börsengänge an den Aktienmarkt locken lassen.
Der Dax<.GDXI> kletterte bis zum Nachmittag um 1,4 Prozent auf
7407 Punkte. "Geld ist jede Menge da, es muss einfach angelegt
werden", sagte ein Händler. "Negative Nachrichten werden meist
ausgeblendet. Vieles - wie zum Beispiele ein möglicher
Zahlungsaufschub für Griechenland - ist schon in den Preisen
berücksichtigt." Eine Fondsmanagerin in London bezeichnete das
Marktverhalten angesichts der Zerrissenheit zwischen drohenden
Konjunkturproblemen und guten Unternehmensdaten als "weiterhin
schizophren". Unterstützung erhielt der Dax von Daten vom
US-Arbeitsmarkt, wo sich in der Vorwoche weniger Menschen
erstmals arbeitslos meldeten als angenommen. Der
S&P-Future stieg um 0,4 Prozent.
Der Auftakt zu dem für 24. Mai in London geplanten
Börsengang des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore
stützte Händlern zufolge die Stimmung. Glencore wurden am Grauen
Markt in London klar über dem am Donnerstag veröffentlichten
Zuteilungspreis von 530 Pence gehandelt. In New York wurde der
Ausgabepreis der Titel des sozialen Netwerks LinkedIn
mit 45 Dollar am oberen Ende der ohnehin schon angehobenen
Preisspanne festgelegt. Die Titel werden am Donnerstag erstmals
in New York gehandelt. "Börsengänge sind generell immer ein
positives Zeichen, weil sie die robuste Verfassung des
Kapitalmarktes widerspiegeln", sagte ein Händler in Frankfurt.
ANALYSTENKOMMENTAR MACHT MERCK ZU SCHAFFEN
Im Dax<.GDAXI> führte die Commerzbank mit einem
Plus von 4,2 Prozent auf rund vier Euro die Gewinnerliste an.
Händler sprachen von einer Erholung, nachdem die Titel seit
Anfang Mai fast zwölf Prozent an Wert verloren haben. Die
anstehende Kapitalerhöhung schwebe noch immer wie ein
Damoklesschwert über den Titeln, sagte ein Händler. Nach Angaben
von vier mit der Sache vertrauten Personen wird das Geldhaus
seine neuen Papiere in der kommenden Woche mit Abschlägen von 45
Prozent zu ihrem aktuellen Kurs ausgeben.
Siemens stiegen um drei Prozent, nachdem
Finanzchef Joe Kaeser in einem Interview erklärt hatte, das
Unternehmen sei für größere Übernahmen gewappnet.
Ein mögliche Interesse der französischen Vinci an
der Hochtief-Sparte Concessions trieb im MDax<.MDAXI> die Aktien
von Hochtief um 2,6 Prozent auf 59,61 Euro in die Höhe.
Die Aktien von Vinci notierten in Paris 1,6 Prozent im Plus.
Demag Cranes konnten dagegen vom Übernahmeangebot
des US-Konkurrenten Terex nicht mehr profitieren: Hier
wird schon seit Oktober vorigen Jahres über ein Ende der
Unabhängigkeit des Kranherstellers spekuliert, was die Aktien
schon kräftig angeschoben hat. Mit 46,10 Euro - einem Tagesminus
von 1,1 Prozent - lagen die Titel am Donnerstag weiterhin
deutlich über der Offerte der Amerikaner von 41,75 Euro je
Aktie.
Im TecDax<.TECDAX> gehörten Drillisch mit einem
Aufschlag von 2,2 Prozent auf 8,31 Euro zu den am meisten
gefragten Werten. Branchenvertreter rechnen damit, dass
Drillisch eigene Vertreter in den Aufsichtsrat des Rivalen
Freenet schicken wird, nachdem zwei Mitglieder des
Kontrollgremiums ihren Rückzug für Ende Juni angekündigt haben.
Mit massiven Verkäufen reagierten die Anleger allerdings auf
das Übernahmeangebot des Finanzinvestors KKR für
Versatel. Die Aktien des Telekommunikations-Anbieters
verbuchten ein Minus von fast 15 Prozent auf 6,79 Euro, nachdem
sie im späten Vortagesgeschäft bei extrem hohen Umsätzen noch um
rund 19 Prozent in die Höhe geschossen waren. KKR bietet den
Minderheitsaktionären von Versatel 6,70 Euro je Aktie. Um diesen
Kurs ist die Aktie in den vergangenen Monaten gependelt. Der
Finanzinvestor hat sich allerdings schon die Anteile der drei
Groß-Aktionäre United Internet, Apax[APAX.UL] und Cyrte
gesichert und kontrolliert damit 97 Prozent der
Versatel-Anteile.
(Reporter: Andrea Lentz und Tom Körkemeier; redigiert von
Hans Seidenstücker)