Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf massive Steuersenkungen für Unternehmen in den USA hat am Montag den europäischen Börsen wieder auf die Beine geholfen.
Bis zum Nachmittag stieg der Dax um 1,6 Prozent auf 13.068 Punkte, womit er die Verluste der Vorwoche wettmachte. Der EuroStoxx50 legte 1,3 Prozent auf 3574 Zähler zu. Am Wochenende hatte der Senat die Steuerpläne abgesegnet, die nun noch mit dem Repräsentantenhaus in Einklang gebracht werden müssen. Sie sehen unter anderem kräftige Entlastungen von Firmen vor. Auch an der Wall Street dürfte dies den Investoren Kauflaune bereiten. Die US-Futures signalisierten ein Plus von etwa einem halben Prozent.
"Für die Anleger ist es ein frühes Weihnachtsgeschenk, das die Fortsetzung der Rally bis zum Jahresende absichern dürfte", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Ein neues Dax-Rekordhoch noch vor dem Jahresende ist durchaus realistisch." Anfang November hatte der Dax bei 13.525 Punkten eine neue Bestmarke gesetzt. Der durch die geplanten Steuersenkungen erwartete Wachstumsschub werde sich auch auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed auswirken, sagte Anlagestratege Volkmar Baur von der Deutschen Bank (DE:DBKGn). "Statt bisher mit drei rechne ich 2018 nun mit vier Zinserhöhungen." Dies schob die US-Währung an: Im Gegenzug fiel der Euro um etwa einen halben US-Cent auf 1,1850 Dollar.
Die Internet-Währung Bitcoin nahm derweil unter starken Schwankungen Kurs auf die 12.000-Dollar-Marke. Sie profitiere weiter von der nahenden Einführung eines US-Terminkontrakts[nL8N1O13RB], sagte Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. "Die Pforten des Cyber-Imperiums für institutionelle Spekulanten dürften sich somit nach und nach öffnen."
SORGE UM HAUPTKUNDE APPLE SETZT DIALOG WIEDER ZU
Gefragt an den europäischen Börsen waren insbesondere Unternehmen mit vermehrten Geschäften in den Vereinigten Staaten. Im Dax führten die Aktien des vor allem in den USA tätigen Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (DE:FMEG) (FMC) mit einem Plus von über vier Prozent die Gewinnerliste an. Die Titel des Mutterkonzerns Fresenius legten 2,6 Prozent zu. Beide hätten im Vergleich zum Leitindex ohnehin Nachholbedarf, sagte ein Händler. Im EuroStoxx standen CRH-Papiere mit einem Plus von rund drei Prozent ganz oben. Der irische Zementhersteller ist in den USA Branchenprimus. Die Aktien des italienisch-amerikanischen Autobauers FiatChrysler legten in Mailand 3,5 Prozent zu.
Für lange Gesichter sorgte erneut Chipdesigner Dialog Semiconductor (DE:DLGS) im TecDax.[nL8N1O41Q9] Konzern-Chef Jalal Bagherli betonte in einer Telefonkonferenz zwar, 2018 werde es keine Beeinträchtigungen bei den Geschäftsbeziehungen mit dem wichtigen Kunden Apple (NASDAQ:AAPL) geben. Für 2019 wagte er aber keine Prognose. Erst im Laufe des ersten Quartals könne er sagen, wie sich die Geschäfte über das kommende Jahr hinaus entwickeln werden. Die Aktien stürzten um mehr als 23 Prozent auf 23,91 Euro ab. Das war der niedrigste Stand seit Juli 2016.
Im MDax brachen Steinhoff-Papiere um über zehn Prozent ein. Der deutsch-südafrikanische Möbelkonzern ("Pocco") kündigte an, am Mittwoch eine zunächst untestierte Bilanz vorzulegen. Gegen ihn laufen Untersuchungen wegen internen Finanz-Verschiebungen.
Größter Gewinner im MDax war Airbus (PA:AIR)