FRANKFURT (dpa-AFX) - Triste Exportdaten aus Japan und enttäuschende Quartalszahlen von SAP (4:SAPG) haben am Donnerstag die Stimmung der Anleger getrübt. Ein Medienbericht, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) eine mögliche Überarbeitung ihres Inflationsziels prüft, dämmte die Anfangsverluste des Dax (DAX) letztlich nur wenig ein - am Ende verlor er 0,92 Prozent auf 12 227,85 Punkte. Damit knüpfte der deutsche Leitindex an seine schwache Vortagsentwicklung an - der vorangegangene Erholungsversuch ist damit erst einmal verpufft.
"Nun ist die Sorge vor einem nachlassenden Wirtschaftswachstum wieder präsent", schrieb Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG. "Die Anleger halten sich weiterhin mit Engagements zurück. Die Sommerflaute ist deutlich zu spüren." Das galt auch für den MDax (MDAX), in dem sich die mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen versammeln: Er sank letztlich um 0,74 Prozent auf 25 736,98 Punkte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verabschiedete sich 0,54 Prozent tiefer bei 3482,83 Punkten. Die nationalen Indizes in Paris und London gaben ebenfalls nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) notierte zum europäischen Handelsende knapp ein halbes Prozent im Minus.
Am deutschen Aktienmarkt sorgte vor allem das Dax-Schwergewicht SAP (4:SAPG) mit seinem Quartalsbericht für schlechte Stimmung. Analysten sahen zwar keine dramatischen Abweichungen von den Markterwartungen und verwiesen auf die bestätigten Ziele des Softwareriesen. Doch angesichts der schon hohen Bewertung der Aktie stand am Ende ein Kursminus von mehr als fünfeinhalb Prozent zu Buche, was den letzten Platz im Leitindex bedeutete.
Noch schlimmer traf es den Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck (4:HDDG), dessen Titel um fast 16 Prozent abstürzten - damit waren sie abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax (SDAX). Das Unternehmen folgte nach schwachen Quartalsresultaten mit einer gesenkten Ergebnisprognose den jüngsten Gewinnwarnungen etwa von BASF (4:BASFN), Daimler (4:DAIGn) und Brenntag (4:BNRGn).
Noch vergleichsweise gut hielten sich im SDax die Papiere des Tierbedarfshändlers Zooplus (4:ZO1G): Trotz einer enttäuschenden Umsatzentwicklung verloren sie am Ende lediglich knapp zwei Prozent, was für einen Platz im hinteren SDax-Mittelfeld reichte.
Im MDax schlossen die Titel des Bau- und Infrastrukturkonzerns Hochtief (4:HOTG) gut neun Prozent im Minus. Hier schürte die Gewinnwarnung eines US-Baumaschinenverleihers Sorgen, dass die gesamte Branche aktuell einen schwierigen Stand haben könnte. Als Belastung werteten Börsianer auch den Kurseinbruch der australischen Tochter Cimic nach schwachen Quartalszahlen. Aktien des Industriedienstleisters Bilfinger (4:GBFG) wurden im SDAX mit einem Minus von über acht Prozent in Mitleidenschaft gezogen.
Schlusslicht im MDax war 1&1 Drillisch (4:DRIG) mit einem fast neuneinhalbprozentigen Kursrutsch. Hier belastete eine negative Einschätzung der australischen Investmentbank Macquarie. Der mögliche Aufbau eines vierten Mobilfunknetzes in Deutschland durch die United-Internet-Tochter (4:UTDI) könnte die Renditen aller Anbieter beeinträchtigen, schrieb Analyst Guy Peddy in einer Branchenstudie.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,33 Prozent auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,14 Prozent auf 144,97 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,07 Prozent auf 173,20 Punkte.
Der Euro kostete zuletzt 1,1223 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,1216 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8916 Euro gekostet.