München (Reuters) - Verluste des konzerneigenen Fußballclubs Girondins Bordeaux und der starke Euro haben den Fernsehkonzern RTL und seine Mutter Bertelsmann zu Jahresbeginn belastet.
Die RTL Group (BR:AUDKt) berichtete deshalb am Donnerstag überraschend von einem Gewinnrückgang, obwohl das TV-Werbegeschäft in den Kernmärkten Deutschland, Frankreich und Niederlande zulegte. An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an: Die RTL-Aktie war mit einem Abschlag von rund 4,5 Prozent größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax.
Personalwechsel und geplante Spielertransfers bei Girondins Bordeaux führten nach RTL-Angaben dazu, dass dessen Verlust im ersten Quartal um elf Millionen Euro stieg. Der französische Erstligist, der dem französischen RTL-Sender M6 gehört, hatte im Januar einen neuen Trainer vorgestellt. Auf den RTL-Gewinn drückten außerdem die Kursrückgänge von Dollar und Pfund. Das schmälerte die Beiträge, die die Produktionstochter Fremantle aus ihren wichtigen Märkten USA und Großbritannien an die RTL-Zentrale in Luxemburg überwies.
Bei RTL sank das Betriebsergebnis (Ebitda) um 1,9 Prozent auf 259 Millionen Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten mit 268 Millionen Euro gerechnet. Der Nettogewinn brach um 19 Prozent auf 111 Millionen Euro ein. Erwartet worden waren 140 Millionen Euro. RTL bekräftigte seine Prognose, dass der Umsatz trotz Stagnation im ersten Quartal im Gesamtjahr leicht zulegen und der Betriebsgewinn ohne Sondereffekte im Gesamtjahr in etwa auf Vorjahresniveau verharren werde. Beim Medienkonzern Bertelsmann, dessen ertragsstärkste Tochter RTL ist, sank der Quartalsüberschuss um 13 Prozent auf 172 Millionen Euro.
Obwohl die TV-Werbeerlöse von RTL wie beim Rivalen ProSiebenSat.1 im ersten Quartal zulegten, äußerte sich RTL-Chef Bert Habets vorsichtig über die erwartete Entwicklung im Jahresverlauf. Der Jahresauftakt sei nicht unbedingt ein Indikator für das Gesamtjahr. Er verwies auf die Fußball-Weltmeisterschaft, mit deren Übertragung die öffentlich-rechtlichen Sender traditionell Zuschauer von den werbefinanzierten Privatsendern weglocken. Wie ProSiebenSat.1 setzt auch RTL im eigenen Geschäft auf einen Jahresendspurt.
Der Branchenverband VPRT sieht Anlass zur Hoffnung auf bessere Werbegeschäfte der deutschen TV-Sender als im vergangenen Jahr. Nach dem Mini-Wachstum von 0,7 Prozent 2017 sei im laufenden Jahr mit einer Steigerung der Netto-Werbeerlöse um ein bis eineinhalb Prozent auf knapp 4,7 Milliarden Euro zu rechnen, teilte der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) am Donnerstag mit.