Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat in Peking den chinesischen Regierungschef Li Keqiang getroffen - doch die Begegnung wird in den chinesischen Staatsmedien nicht mit einem Wort erwähnt. Das Gespräch sei "konstruktiv" verlaufen, die Stimmung sei "sehr freundschaftlich" gewesen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mit. Dass das Treffen allerdings bis zum Abend nicht in den chinesischen Medien auftauchte, gilt als Zeichen dafür, wie verärgert die Führung über Gabriels Kritik an der Wirtschaftspolitik des Landes ist.
Gabriel hatte der Volksrepublik im Vorfeld seiner Reise "unfaire und aggressive Handelspraktiken" vorgeworfen. Die Zeitung "Global Times", die für gewöhnlich sehr eng die Linie der Führung in Peking vertritt, warf Gabriel daraufhin am Dienstag in einem Leitartikel Demagogie vor. "Die deutschen Verantwortlichen wie Gabriel begegnen China als Handelspartner nicht auf Augenhöhe", beschwerte sich die Zeitung. Sie warnte Gabriel davor, die deutsch-chinesischen Beziehungen "entgleisen" zu lassen.
China ist der viertgrößte Handelspartner Deutschlands, beide Länder machten im vergangenen Jahr Geschäfte im Umfang von knapp 163 Milliarden Euro.
In den vergangenen Jahren stieg vor allem das Interesse von chinesischen Staatsunternehmen an Investitionen in Deutschland, wie das "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe) unter Berufung auf eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung berichtete. Zwischen 2003 und 2013 seien lediglich zehn Übernahmen chinesischer Investoren in Deutschland auf Unternehmen zurückgegangen, die der chinesischen Regierung direkt unterstellt seien. Zwischen 2014 und 2016 seien es ebenfalls zehn gewesen.
Die Einkaufstouren chinesischer Investoren stoßen in Deutschland auf zunehmendes Unbehagen. Dabei verbinden sich Sorgen vor einem Ausverkauf von deutschem Know-how bei Zukunftstechnologien mit der Verärgerung über die Abschottung der eigenen Märkte durch die Volksrepublik. Wegen Bedenken der Bundesregierung liegen derzeit zwei Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren auf Eis.
Gabriel hatte im Vorfeld der Reise angekündigt, auch die Behinderung deutscher Investoren in China anzusprechen. Nach politischen Gesprächen in Peking wollte er zur Westmesse in Chengdu weiterreisen. Zum Abschluss seiner Reise leitet der Minister in Hongkong die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft.