Frankfurt (Reuters) - Der US-Mischkonzern General Electric (NYSE:GE) setzt mit zwei Zukäufen in Deutschland und Schweden voll auf den 3D-Druck als Zukunftstechnologie für den Flugzeugbau und andere Industrien.
Für den Lübecker 3D-Druck-Maschinenbauer SLM Solutions will der Siemens-Rivale 683 Millionen Euro zahlen, für dessen schwedischen Konkurrenten Arcam umgerechnet 614 Millionen Euro. "Additive Fertigung ist ein Schlüsselelement in der Entwicklung von GE zu einem digitalen Industrieunternehmen", erklärte der Chef der Flugzeugsparte GE Aviation, David Joyce, am Dienstag. GE will den Umsatz in dem Bereich bis 2020 auf eine Milliarde Dollar erhöhen. Branchenkenner fürchten nun, dass der Markt für andere 3D-Druck-Maschinenbauer eng wird.
Mit 3D-Druckern lassen sich dreidimensionale Bauteile in beliebigen Formen herstellen, die bisher gefräst oder gegossen werden mussten - von Zahnkronen bis zu Einspritzdüsen für Flugzeug-Triebwerke. Immer mehr Unternehmen setzen auf 3D-Druck, weil sich viele Teile damit günstiger produzieren lassen. Denn bei der additiven Fertigung, wie der 3D-Druck auch genannt wird, fällt deutlich weniger Abfall an. GE erwartet, mit der Technik die Produktionskosten in den nächsten zehn Jahren um drei bis fünf Milliarden Dollar senken zu können. Die entstehenden Teile sind meist leichter und robuster als Guss- oder Stanzteile. GE arbeitet etwa daran, den Turboprop-Motor der neuen Cessna zu wesentlichen Teilen auf diese Weise zu produzieren.
"GE war für uns immer der Vorzeigekunde mit der meisten Erfahrung", sagte SLM-Finanzchef Uwe Bögershausen zu Reuters. Das Interesse der Amerikaner sei ein "Ritterschlag" für SLM, die im vergangenen Jahr mit 310 Mitarbeitern auf 66 Millionen Euro Umsatz kamen und erstmals schwarze Zahlen schrieben. Bis 2020 hatte SLM eine halbe Milliarde Euro Umsatz anvisiert. Das Startup-Unternehmen hatte es 2014 nur mit Mühe an die Börse geschafft, mit einer Bewertung von 324 Millionen Euro. Als Teil eines Großkonzerns könne sich SLM schneller entwickeln und breiter aufstellen, sagte Vorstandschef Markus Rechlin.
Das GE-Angebot liegt mit 38 Euro je Aktie um 37 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag. Am Dienstag stieg die SLM-Aktie bis auf ein Rekordhoch von 39,05 Euro. Gut 31 Prozent an SLM hat GE schon sicher, 75 Prozent sollen es werden, damit die Übernahme gelingt. Firmengründer und Aufsichtsratschef Hans-Joachim Ihde will seine Aktien verkaufen, auch der Investor Deutsche Private Equity (DPE) nutzt die Gelegenheit zum Ausstieg. Das Management soll aber an Bord bleiben. GE hat zudem zugesagt, die Standorte von SLM Solutions zu erhalten und die Belegschaft auszubauen.
MASCHINEN- UND ANLAGENBAUER WACHEN AUF
Viele Maschinen- und Anlagenbauer hatten den Trend zum 3D-Druck lange verpasst. Einige stiegen sogar aus, bevor der Boom begann. Zahlreiche junge und kleine 3D-Druck-Firmen waren an die Börse gegangen - teilweise mit astronomischen Bewertungen. Die Augsburger Voxeljet, die sich auf den Druck von Kunststoff-Teilen spezialisiert hat, ist an der New Yorker Börse gelistet. Derzeit steht der fränkische 3D-Drucker-Hersteller Concept Laser zum Verkauf, wie Insider sagen. Er könnte mehr als 500 Millionen Euro einbringen. Interessiert seien unter anderem Oerlikon aus der Schweiz und Finanzinvestoren wie KKR. Doch einigen kommen nun Zweifel: "GE hat jetzt die meisten Wettbewerber aufgekauft. Wie soll man langfristig gegen GE überleben?", sagt ein Insider, der nicht genannt werden will.
Während SLM das "selektive Laserschmelzen" entwickelt hat, ist Arcam auf das Elektronenstrahl-Schmelzen konzentriert. Die Schweden waren vor SLM an die Börse gegangen, haben aber 2015 etwas weniger Umsatz erwirtschaftet. "Arcam ist kein Konkurrent für uns, die Technologien ergänzen sich. Ich bin sicher, dass wir uns gegenseitig befruchten könnten", sagte Bögershausen.