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GESAMT-ROUNDUP 2/Ukraine-Krieg: Beben an den Börsen - Wirtschaft in Turbulenzen

Veröffentlicht am 24.02.2022, 15:43
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Der russische Krieg gegen die Ukraine trifft Börsen und Wirtschaft mit Wucht. Für Verbraucher in Europa könnten wichtige Güter noch teurer werden, deutliche Preissprünge gab es am Donnerstag bereits für Rohstoffe wie Öl. An den Aktienmärkten weltweit rauschten die Kurse nach unten, viele Anleger flüchteten in Anlagen wie Gold und Bundesanleihen, die in Krisenzeiten als sicher gelten. Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf erhebliche Rückschläge ein. "Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa", fasste Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt die Lage zusammen.

Rohstoffe: Russland ist ein großer Gaslieferant für Deutschland und Europa, aber zum Beispiel auch einer der weltgrößten Anbieter von Aluminium, das in vielen Produkten steckt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine verteuerten sich etliche Rohstoffe deutlich. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Ölsorte Brent kostete erstmals seit 2014 mehr als 100 Dollar. Der Aluminium-Preis kletterte auf ein Rekordhoch von 3388 US-Dollar. Ein Scheffel Weizen kostete mit knapp 935 US-Cent so viel wie seit 2012 nicht mehr. Am europäischen Gasmarkt beobachtete Gasmarktexperte Heiko Lohmann vom Energieinformationsdienst Energate einen "dramatischen Anstieg" der Großhandelspreise: Lag der Preis für eine im März zu liefernde Megawattstunde Erdgas am Mittwoch bei 88 Euro, habe er am Donnerstagmittag bei mehr als 118 Euro gelegen.

Verbraucherpreise: Experten schließen nicht aus, dass Russland auf wirtschaftliche Sanktionen mit einem Gaslieferstopp reagiert und damit die Preisspirale antreibt. "Kommt es zu gravierenderen Liefereinschränkungen, könnte sich der Gaspreis (...) noch weiter erhöhen. In diesem (...) Szenario würde die Inflationsrate in diesem Jahr auf 6,1 Prozent und 2023 auf fünf Prozent klettern", rechnete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für Deutschland vor. "Die Verbraucher, aber auch die Unternehmen, hätten also noch weniger im Portemonnaie als ohnehin schon."

Spritpreise: Die Eskalation in der Ukraine und der Sprung beim Ölpreis machten sich zunächst nicht an deutschen Tankstellen bemerkbar. Die Preise für Benzin und Diesel lagen nach ADAC-Angaben am späten Donnerstagvormittag gleichauf mit den vergleichbaren Werten vom Mittwochvormittag. Am Mittwoch hatten sich allerdings im bundesweiten Tagesdurchschnitt bereits Allzeithochs von 1,750 Euro je Liter Super E10 und 1,663 Euro je Liter Diesel ergeben. "Es ist zu befürchten, dass die Höchstpreise von gestern nicht die letzten bleiben werden", sagte ADAC-Kraftstoffmarktexperte Jürgen Albrecht. Ein Benzinpreis von 2 Euro im bundesweiten Tagesdurchschnitt sei aber "in absehbarer Zeit nicht zu erwarten".

Konjunktur: Bislang gingen Volkswirte davon aus, dass die deutsche Wirtschaft nach einem schwachen Winter infolge der anhaltenden Corona-Pandemie im Frühjahr 2022 wieder zulegen wird. Die Eskalation des Ukraine-Konflikts ist jedoch Gift für die Konjunktur. "Die wirtschaftlichen Folgen dieser Invasion sind noch nicht absehbar, sie sind aber ganz sicherlich schwerwiegend", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, der Deutschen Presse-Agentur.

Deutschlands exportorientierte Maschinenbauer rechnen damit, dass Strafmaßnahmen gegen Russland auch ihr Geschäft treffen werden. Der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Karl Haeusgen, betonte zugleich: "Der VDMA unterstützt die Entscheidung, die Aggression hart zu sanktionieren."

Für die deutsche Automobilindustrie hat der Konflikt nach Angaben des Branchenverbandes VDA aktuell nur begrenzte Auswirkungen. Insgesamt rund 39 700 Fahrzeuge aus deutscher Produktion seien im vergangenen Jahr nach Russland und in die Ukraine geliefert worden, dies entspreche einem Exportanteil von 1,7 Prozent. "Allerdings unterhalten die deutschen Unternehmen der Automobilindustrie 49 Fertigungsstandorte von Zulieferern und Herstellern in Russland und der Ukraine, die Folgen für die Unternehmen und ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind derzeit noch nicht konkret absehbar. Ein Abbruch der Lieferketten hätte ebenfalls negative Auswirkungen", teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Aktien: Der deutsche Leitindex Dax sackte am Donnerstag unter die Marke von 14 000 Punkten. In Tokio ging der Leitindex Nikkei 225 mit einem Minus von 1,81 Prozent bei 25 970,82 Punkten aus dem Handel. Am russischen Aktienmarkt ging der Ausverkauf weiter: Der RTS-Index brach zeitweise um fast die Hälfte auf 612 Punkte ein. Schon am Mittwoch waren in den USA wichtige Börsenbarometer abgerutscht. Der Dow Jones Industrial fiel auf das niedrigste Niveau seit April 2021: knapp 33 085 Zähler. "Nach einer ersten Schockstarre warten die Märkte auf mehr Klarheit über das Ausmaß der westlichen Sanktionen sowie über mögliche Gegenmaßnahmen Russlands", analysierte Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Deutschen-Bank-Tochter DWS . Der Abwärtstrend an den Börsen könnte nach seiner Ansicht zum Beispiel noch verstärkt werden, "wenn Kleinanleger in Panik geraten".

Devisen: An den Devisen-Märkten sorgte der Krieg in der Ukraine für erhebliche Turbulenzen. Der russische Rubel brach auf ein Rekordtief von rund 90 Dollar ein. Die Zentralbank Russlands kündigte Stützungsmaßnahmen an. Gewinne verzeichneten hingegen der US-Dollar, der japanische Yen und der Schweizer Franken. Diese Währungen werden in unsicheren Zeiten oft nachgefragt. Der Euro sackte erstmals seit Ende Januar wieder unter 1,12 Dollar. Am Vorabend hatte ein Euro noch mehr als 1,13 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1344 Dollar festgesetzt.

Anlage-Alternativen: Gold gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Eine Feinunze des Edelmetalls (rund 31,1 Gramm) kostete im frühen Handel am Donnerstag 1949 US-Dollar, das ist der höchste Stand seit Januar 2021. Der Edelmetallhändler Heraeus schloss nicht aus, dass bald die Marke von 2000 Dollar überschritten wird: "Der Weg zu neuen Höchstkursen wäre dann nur eine Frage der Zeit.

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