ESSEN (dpa-AFX) - Die Krise des Industriekonzerns ThyssenKrupp verschärft sich. Neben neuerlichen Abschreibungen auf die Stahlwerke in Übersee belastet nun auch ein schwächelndes Kerngeschäft das Ergebnis. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen in der Ende März ausgelaufenen ersten Hälfte seines Geschäftsjahres 2012/13 erneut einen hohen Verlust, wie es am Mittwoch in Essen mitteilte.
Das lässt die finanzielle Lage prekärer werden. Die Eigenkapitalquote fiel unter die Marke von zehn Prozent. Der Vorstand schloss eine Kapitalerhöhung nicht mehr aus. Um im operativen Geschäft die Ertragskraft zu steigern, will er zudem das Sparprogramm verschärfen.
AKTIE VERLIERT WEGEN MÖGLICHER KAPITALERHÖHUNG
Nach einem guten Handelsstart rutschte die Aktie am Nachmittag ins Minus, als der Vorstand erstmals öffentlich über die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung sprach. Eine Entscheidung dazu könnte in den nächsten sechs bis neun Monaten fallen, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Entscheidend dafür ist, zu welchen Bedingungen der Konzern seine Stahlwerke in Brasilien und den USA los wird.
Zudem will der Vorstand bei möglichen Kartellstrafen klarer sehen. Dafür wartet das Management die Ergebnisse eines Mitte Juni auslaufenden Amnestieprogramms ab, mit dem es Mitarbeiter zum Auspacken bringen will. Insbesondere der Verdacht verbotener Absprachen bei Stahl für die Autobranche ist eine Gefahr für den Konzern. 'Derzeit können signifikante Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht ausgeschlossen werden', heißt es im Geschäftsbericht.
NEUE ABSCHREIBUNGEN
Der geplante Ausstieg aus dem völlig misslungenen Amerika-Abenteuer wird derweil immer teurer. Das Unternehmen schrieb weitere 683 Millionen Euro auf die Stahlwerke ab. Sie stehen nun nur noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern. Der Konzern hatte gut 12 Milliarden Euro in die Anlagen investiert. Die Abschreibungen führten zu einem Halbjahresverlust für den Konzern von 621 Millionen Euro.
Vorstandschef Hiesinger zeigte sich optimistisch, den Verkauf 'zeitnah' über die Bühne bringen zu können. Er bestätigte, dass es inzwischen einen bevorzugten Bieter gebe. Die nun vorgenommene sehr genaue Abschreibung lässt den Schluss zu, dass sich der Konzern mit diesem bereits weitgehend auf einen Preis geeinigt hat.
PROBLEME IM KERNGESCHÄFT
Die Schwierigkeiten wachsen auch im Kerngeschäft. Im zweiten Quartal schrieb das Unternehmen auch ohne seine amerikanische Stahlsparte rote Zahlen. Vor Steuern und Zinsen (EBIT) stand in den fortzuführenden Bereichen ein Verlust von 4 Millionen Euro, nach 305 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Dabei machte sich der Konjunkturabschwung in Europa bemerkbar. Vor allem im europäischen Stahlgeschäft lief es angesichts des hohen Preisdrucks schlecht. Dagegen machte insbesondere die Aufzugsparte gute Geschäfte. Ein hoher Auftragsbestand im Technologiebereich macht dem Unternehmen zudem Mut.
Im Ergebnis des Konzerns wirkten sich auch Rückstellungen von 207 Millionen Euro für erwartete weitere Strafen und Schadensersatzforderungen im Schienenkartellfall negativ aus. Bereinigt um solche Sondereffekte erwirtschaftete ThyssenKrupp bei den fortgeführten Bereichen noch einen operativen Gewinn von 241 Millionen Euro, ein Drittel weniger als im zweiten Quartal 2012.
JEDE FÜNFTE VERWALTUNGSSTELLE SOLL WEG
Die Umsatzerwartung korrigierte der Vorstand nach unten. Die Erlöse sollen nun unter dem Vorjahresniveau von 40,1 Milliarden Euro bleiben. An seinem Ziel von rund einer Milliarde Euro für das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) hielt das Management aber fest.
Sein Sparprogramm will ThyssenKrupp nun ausweiten. In den kommenden drei Jahren sollen 3.000 der rund 15.000 Stellen in der Verwaltung gestrichen werden. Zuletzt hatte der Konzern bereits für sein europäisches Stahlgeschäft den Abbau von 2.000 der 27.600 Stellen angekündigt. Bis 2015 will der Konzern die Kosten um 2 Milliarden Euro pro Jahr drücken./enl/jha/he
--- Von Erik Nebel, dpa-AFX ---
Das lässt die finanzielle Lage prekärer werden. Die Eigenkapitalquote fiel unter die Marke von zehn Prozent. Der Vorstand schloss eine Kapitalerhöhung nicht mehr aus. Um im operativen Geschäft die Ertragskraft zu steigern, will er zudem das Sparprogramm verschärfen.
AKTIE VERLIERT WEGEN MÖGLICHER KAPITALERHÖHUNG
Nach einem guten Handelsstart rutschte die Aktie am Nachmittag ins Minus, als der Vorstand erstmals öffentlich über die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung sprach. Eine Entscheidung dazu könnte in den nächsten sechs bis neun Monaten fallen, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Entscheidend dafür ist, zu welchen Bedingungen der Konzern seine Stahlwerke in Brasilien und den USA los wird.
Zudem will der Vorstand bei möglichen Kartellstrafen klarer sehen. Dafür wartet das Management die Ergebnisse eines Mitte Juni auslaufenden Amnestieprogramms ab, mit dem es Mitarbeiter zum Auspacken bringen will. Insbesondere der Verdacht verbotener Absprachen bei Stahl für die Autobranche ist eine Gefahr für den Konzern. 'Derzeit können signifikante Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht ausgeschlossen werden', heißt es im Geschäftsbericht.
NEUE ABSCHREIBUNGEN
Der geplante Ausstieg aus dem völlig misslungenen Amerika-Abenteuer wird derweil immer teurer. Das Unternehmen schrieb weitere 683 Millionen Euro auf die Stahlwerke ab. Sie stehen nun nur noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern. Der Konzern hatte gut 12 Milliarden Euro in die Anlagen investiert. Die Abschreibungen führten zu einem Halbjahresverlust für den Konzern von 621 Millionen Euro.
Vorstandschef Hiesinger zeigte sich optimistisch, den Verkauf 'zeitnah' über die Bühne bringen zu können. Er bestätigte, dass es inzwischen einen bevorzugten Bieter gebe. Die nun vorgenommene sehr genaue Abschreibung lässt den Schluss zu, dass sich der Konzern mit diesem bereits weitgehend auf einen Preis geeinigt hat.
PROBLEME IM KERNGESCHÄFT
Die Schwierigkeiten wachsen auch im Kerngeschäft. Im zweiten Quartal schrieb das Unternehmen auch ohne seine amerikanische Stahlsparte rote Zahlen. Vor Steuern und Zinsen (EBIT) stand in den fortzuführenden Bereichen ein Verlust von 4 Millionen Euro, nach 305 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Dabei machte sich der Konjunkturabschwung in Europa bemerkbar. Vor allem im europäischen Stahlgeschäft lief es angesichts des hohen Preisdrucks schlecht. Dagegen machte insbesondere die Aufzugsparte gute Geschäfte. Ein hoher Auftragsbestand im Technologiebereich macht dem Unternehmen zudem Mut.
Im Ergebnis des Konzerns wirkten sich auch Rückstellungen von 207 Millionen Euro für erwartete weitere Strafen und Schadensersatzforderungen im Schienenkartellfall negativ aus. Bereinigt um solche Sondereffekte erwirtschaftete ThyssenKrupp bei den fortgeführten Bereichen noch einen operativen Gewinn von 241 Millionen Euro, ein Drittel weniger als im zweiten Quartal 2012.
JEDE FÜNFTE VERWALTUNGSSTELLE SOLL WEG
Die Umsatzerwartung korrigierte der Vorstand nach unten. Die Erlöse sollen nun unter dem Vorjahresniveau von 40,1 Milliarden Euro bleiben. An seinem Ziel von rund einer Milliarde Euro für das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) hielt das Management aber fest.
Sein Sparprogramm will ThyssenKrupp nun ausweiten. In den kommenden drei Jahren sollen 3.000 der rund 15.000 Stellen in der Verwaltung gestrichen werden. Zuletzt hatte der Konzern bereits für sein europäisches Stahlgeschäft den Abbau von 2.000 der 27.600 Stellen angekündigt. Bis 2015 will der Konzern die Kosten um 2 Milliarden Euro pro Jahr drücken./enl/jha/he
--- Von Erik Nebel, dpa-AFX ---