Das Übel der Spekulation hat die Märkte scheinbar fest im Griff. Egal ob Gold, Silber oder Öl – die Preise steigen und steigen.
Gold verteuerte sich in den letzten drei Jahren um 40 % (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 03.06.2022). Der Weizenpreis stieg im selben Zeitraum um über 100 %. Beim Ölpreis steht gar ein Plus von 120 % auf dem Zettel.
Ein klarer Fall von Spekulation. Denn wie sonst können Preise so schnell steigen?
Aber halt. Da gibt es ja noch fundamentale Probleme. Lieferketten und Krieg und so. Das Angebot deckt nicht die Nachfrage. Völlig logisch.
Ist das wirklich so? Ich sehe nichts weiter als die gute alte Preisfindung bei ihrer überaus wichtigen Arbeit. Ein Vorgang, der auch so manche Aktie in nächster Zeit wieder in Richtung Stratosphäre schießen könnte.
Das wahre Problem ist nicht die Spekulation Jeder versteht instinktiv, was es mit der Spekulation auf sich hat. Irgendwo gibt es ein paar reiche Menschen, die alles teurer machen. Nur um noch reicher zu werden.
Komisch nur, dass sich niemand über die Spekulation beschwert, wenn die Preise fallen. Schließlich kann man auch mit Wetten auf niedrige Preise satt Rendite machen.
Das grundsätzliche Problem scheint aber zu sein, dass nur wenige Menschen jemals Poker gespielt haben. Denn hierbei kann man hautnah erfahren, wie sich Preise bilden.
Das Mysterium der magischen Preisfindung Vor allem, welchen Einfluss das verfügbare Budget hat. Es erstaunt mich immer wieder.
Mal angenommen, ich habe 100 Euro in der Kasse. Mit einem Einsatz von 10 Euro habe ich kein Problem. Auch eine Erhöhung von weiteren 10 Euro gehe ich locker mit.
Doch sobald mein Kontrahent um 50 Euro erhöht, wechsle ich – selbst bei einer guten Hand – in die Defensive. Schließlich handelt es sich bei diesem Betrag um die Hälfte meiner Besitztümer.
Ganz anders reagiere ich, wenn ich 1.000 Euro in der Kasse habe. In diesem Fall gehe ich eine Erhöhung von 50 Euro locker mit. Auch 200 Euro wären kein Problem.
Schon merkwürdig. Mal ist mir das Weiterkommen 50 Euro wert und mal nicht. Kann es etwa sein, dass sich Preise ganz subjektiv bilden? Je nachdem, was einem die Sache gerade wert ist?
Aktien sind prinzipiell jeden Preis wert Auch das Pokerspiel könnte man unter dem Tatbestand der Spekulation abheften. Doch in meinen Augen ist es nichts weiter als das Spiel um den wahren Preis. Man besitzt nur eingeschränkte Informationen und muss sich Stück für Stück der Realität annähern.
Warum soll das bei Gold, Weizen und Öl anders sein? Irgendwo auf der Welt scheint irgendjemandem das Fass Öl 116 US-Dollar wert zu sein. Vielleicht jemand, dessen Kasse derart gut gefüllt ist, dass 116 US-Dollar oder sogar 200 US-Dollar nicht wirklich wehtun.
Und vor diesem Hintergrund schauen wir uns den Aktienmarkt des Jahres 2022 an. Die Kurse sinken. Der Aktienverkauf liegt im Trend. Doch für jeden Verkäufer muss es auch immer einen Käufer geben.
Und der muss nicht dumm oder super langfristig orientiert sein. Demjenigen könnte die jeweilige Aktie schlicht und einfach den aktuellen Preis wert sein.
Der Artikel Gold, Weizen, Öl: Alles nur Spekulation, oder so ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022