Frankfurt (Reuters) - Angesichts der Währungskrisen in einigen Schwellenländern und der globalen Handelsstreitigkeiten haben Anleger am Mittwoch europäische Aktien aus ihren Depots geworfen.
Der Dax fiel um 1,4 Prozent auf 12.040 Zähler und nähert sich damit der technisch und psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten, unter der er zuletzt im April gelegen hat. Der EuroStoxx50 verlor 1,3 Prozent. An der Wall Street notierte der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss zwar nur 0,2 Prozent im Minus. Doch an der Technologiebörse sackte der Nasdaq-Composite um 1,5 Prozent ab.
"Auf dem Börsenparkett herrscht die Sorge, dass sich die Krisen auf weitere Länder ausweiten könnten. Dies hätte dann auch einen spürbaren Effekt auf amerikanische und europäische Aktien", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Handelshaus AxiTrader. Für Unsicherheit sorgte auch die Entwicklung in Südafrika, wo die Wirtschaft im zweiten Quartal in eine Rezession rutschte.
Über allem schwebt weiter der Handelsstreit der USA mit dem Rest der Welt. Vor neuen Verhandlungen über eine Neuauflage des Nafta-Freihandelsabkommens mit den USA zeigte sich Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau in Kernpunkten unnachgiebig. "Wenn die USA mit ihrem Nachbarn und Verbündeten nicht mal eine Einigung zustandebringen, ist das für China ein schlechtes Omen", sagte ein Händler. Börsianer rechnen damit, dass US-Präsident Donald Trump noch in dieser Woche neue Strafzölle auf chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar verhängt.
Ein Lichtblick kam aus Italien: Bei Staatspapieren des Landes griffen Investoren erneut zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel wieder unter die Marke von drei Prozent. Positiv werteten Börsianer das Bekenntnis des stellvertretenden Ministerpräsidenten Matteo Salvini zur Einhaltung der EU-Vorgaben beim Haushalt für 2019.
BAYER ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN
Zu den Schlusslichtern im Dax zählten mit einem Abschlag von 1,7 Prozent Bayer (DE:BAYGN) nach Vorlage von Quartalszahlen. Zwar sei die Bilanz insgesamt solide, sagte ein Händler. Doch sorgten US-Klagen wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch den umstrittenen Unkraut-Vernichter Glyphosat weiter für Verunsicherung.
Zu den Gewinnern in Europa zählten vor allem Finanzwerte. Anleger waren über die Entwicklung in Italien erleichtert. Intesa San Paolo führten mit einem Plus von rund drei Prozent die Gewinnerliste im EuroStoxx50 an. Im Dax zählten die Aktien der Commerzbank (DE:CBKG) mit einem Aufschlag von drei Prozent zu den Gewinnern. Am Abend dürfte ihr Abstieg aus dem Dax bekanntgegeben werden, was die Anleger aber schon berücksichtigt haben.
Zu den größten Verlierer im MDax zählten Zalando (DE:ZALG) mit einem Minus von 3,4 Prozent. Händler machten Spekulationen um verstärkte Konkurrenz im Internet für die Verluste verantwortlich.
In New York verloren Twitter über sechs Prozent. Konzernchef Jack Dorsey sagte bei der Anhörung im US-Senat zur Beeinflussung von US-Wahlkämpfen durch ausländische Kräfte, der Kurznachrichtendienst bemühe sich verstärkt, falsche Mitglieder-Konten auszumachen.