Berlin (Reuters) - Die Furcht vor einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China hat den europäischen Anlegern die Kauflaune verdorben.
Dax und EuroStoxx50 notierten am Vormittag 0,3 Prozent beziehungsweise 0,4 Prozent schwächer bei 12.250 und 3450 Zählern. Trotz der jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump will die chinesische Delegation zu Gesprächen in die USA reisen. Die anfängliche Zuversicht darüber trübte sich im Handelsverlauf ein. "Ein für beide Seiten positives Verhandlungsergebnis ist noch immer möglich, auch wenn es ein Stück unwahrscheinlicher geworden ist", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach der Euphorie der vergangenen Wochen schauten die Anleger wieder mehr auf die Fakten. "Es tut den Börsen gut, wenn die Euphorie schwindet und Realismus Einzug hält."
Trump hatte per Twitter am Sonntag angekündigt, ab Freitag chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu belegen. Die Gespräche in Washington sind für Donnerstag und Freitag angesetzt. Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, sagte, Trump dürfte mit den bisherigen Verhandlungsergebnissen nicht zufrieden sein, und verwies auf das steigende Handelsdefizit der USA mit China. Gefordert würden daher weitergehende Zugeständnisse Chinas. "Schlussendlich geht es darum, den Weg Chinas zum Technologieführer in vielen Zukunftsbranchen und zur neuen globalen Wirtschaftsmacht Nummer eins aufzuhalten oder zumindest zu verzögern", sagte er. "Da Trump das Thema auch aus wahlkampftaktischen Gründen braucht, gehe ich davon aus, dass sich der Handelskonflikt noch lange und immer wieder negativ auf die Kapitalmärkte auswirken wird."
In der Türkei belastete die Entscheidung für eine Wiederholung der Kommunalwahl in Istanbul die heimische Währung. Die Lira setzte ihre Talfahrt fort, der Dollar notierte mit 6,16 Lira 1,5 Prozent fester. "Politische Börsen haben in der Regel kurze Beine", sagte Salah-Eddine Bouhmidi, Experte beim Analysehaus DailyFX. "Dies trifft jedoch momentan nicht auf die türkische Lira zu. Die Wahlwiederholung hat einen bitteren Nachgeschmack hervorgerufen."
VONOVIA IM PLUS - HENKEL IM MINUS
Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von Vonovia (DE:VNAn) mit einem Plus von 3,8 Prozent. Der größte deutsche Immobilienkonzern profitiert von den steigenden Mieten in Ballungsräumen und hat nach einem guten Jahresstart die Prognose angehoben. Das verhalf auch den Aktien anderer Immobilienkonzerne zu Gewinnen. Der europäische Branchenindex legte 1,6 Prozent zu. Die Titel der Deutschen Wohnen gewannen knapp drei Prozent, Aroundtown Properties legten 2,7 Prozent zu, TAG Immobilien 2,6 Prozent und LEG Immobilien 2,3 Prozent.
Auf der Verkaufsliste im Dax ganz oben standen dagegen die Papiere von Henkel (DE:HNKG_p) mit minus 4,6 Prozent. Ein schwächelndes Kosmetik-Geschäft hat die Bilanz eingetrübt. An seiner Prognose hält der Konzern dagegen fest.
Die BMW-Aktien notierten 1,5 Prozent tiefer. Der Autohersteller hat wegen der schwachen Konjunktur, hoher Investitionen und einer milliardenschweren Rückstellung für eine mögliche EU-Kartellstrafe zu Jahresauftakt rote Zahlen geschrieben. Im Konzern brach das Ergebnis um 78 Prozent auf 589 Millionen Euro ein und war damit noch niedriger als Analysten befürchtet hatten.