Frankfurt (Reuters) - Das Börsendebüt der Immobilienfirma Godewind hat am Donnerstag für Ernüchterung gesorgt.
Der erste Kurs wurde mit 3,60 Euro festgestellt - zehn Prozent unter dem Ausgabekurs von vier Euro. Die Enttäuschung war spürbar, das Management hielt sich beim traditionelle Läuten der Börsenglocke zurück. Godewind hatte es nur mit Abstrichen an das Frankfurter Parkett geschafft: Der Börsengang brachte 375 Millionen Euro ein, die nun vor allem in Büroimmobilien fließen sollen. Ursprünglich hatte die Firma auf einen Erlös von bis zu 550 Millionen Euro gehofft. Obwohl Europas Börsen kräftige Gewinne verbuchten, notierten die Godewind-Papiere am Mittag mit 3,85 Euro noch 3,75 Prozent unter dem Ausgabekurs. Zwischenzeitlich waren sie bis auf 3,40 Euro gefallen.
Godewind war erst vor kurzem ins Immobiliengeschäft eingestiegen und will mittelfristig ein Portfolio im Wert von drei Milliarden Euro aufbauen. "Wir hoffen, dass wir das Geld aus dem Börsengang schnell investieren können", sagte Godewind-Chef Stavros Efremidis. "Wir haben viele Transaktionen, an denen wir gerade parallel arbeiten." Auch der Markt für Gewerbeimmobilien boomt, die hohe Nachfrage treibt die Preise. Godewind will sich daher auf sanierungsbedürftige Objekte konzentrieren, um diese aufzupolieren und anschließend teuerer vermieten oder verkaufen zu können. "Diese Immobilien können wir heute noch zu attraktiven Preisen erwerben", sagte Efremidis.
Godewind wurde 2001 gegründet, um mit Aktien von Holding- und Immobiliengesellschaften zu handeln. Erst 2017 wurde die Satzung geändert, um Godewind den Erwerb von Gewerbeimmobilien zu ermöglichen. Aus der Vergangenheit besitzt Godewind noch hohe Verlustvorträge, die die Steuerlast drücken.
Die Firma wurde bislang vom Investor Karl Ehlerding und seiner Familie kontrolliert, nach dem Börsengang sinkt seine Beteiligung kräftig. Ein Großteil der Aktien befindet sich nun im Streubesitz, die gesamte Firma wird zum Ausgabepreis mit 435 Millionen Euro bewertet.
Mit Godewind mischt Ehlerding erneut im Immobiliengeschäft mit, nachdem die von ihm gegründete WCM Immobilien 2017 für rund 450 Millionen Euro an den Berliner Gewerbeimmobilien-Investor TLG verkauft wurde. Ehlerding und seine Familie hielten vor dem Verkauf an TLG zusammen 14 Prozent an der 2006 pleite gegangenen und 2014 wieder belebten WCM. Anfang der 2000er-Jahre hatte sich WCM - damals noch ein Beteiligungskonzern - mit der versuchten Übernahme der Commerzbank (DE:CBKG) verhoben.
Nach dem Verkauf von WCM an TLG heuerte das WCM-Management bei Godewind an. Godewind-Chef Efremidis und Finanzchef Ralf Struckmeyer hatten die gleichen Funktionen bei WCM inne. OLDEBUS Reuters Germany Online Report Company News 20180405T122016+0000