(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Dank deutlicher Preiszugeständnisse an die Anleger ist der größte Börsengang in Deutschland seit Jahren doch noch erfolgreich verlaufen: Die Aktien der Bayer-Kunststofftochter Covestro (ETR:1COV) beendeten ihren ersten Handelstag mit 26,50 Euro je Aktie. Den Ausgabepreis hatten die Leverkusener auf 24,00 Euro festgelegt.
Der Börsengang von Covestro zeige, dass auch große Börsengänge in Deutschland möglich seien, sagte Covestro-Finanzchef Frank Lutz. Insbesondere institutionelle Anleger aus Europa und den USA hätten zugegriffen. Etwa zehn Prozent der verkauften Anteile seien an Profianleger in Deutschland gegangen. Bayer (ETR:BAYN) bleibt mit rund 69 Prozent aber größter Anteilseigner. Die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns gingen hingegen mit minus 0,13 Prozent aus dem Handel.
EXPERTE: PREISSPANNE IST GÜNSTIG
Denn der Börsengang war kein Selbstläufer: Am Donnerstag hatte Bayer den geplanten Börsenstart wegen des eingetrübten Marktumfelds noch um vier Tage verschoben und die zunächst anvisierte Preisspanne von bis zu 35,50 Euro drastisch auf 21,50 bis 24,50 Euro gesenkt. Neben Konjunktursorgen in China hatte zuletzt der VW-Skandal (XETRA:VOW3) um manipulierte Abgastests die Stimmung an der Börse stark belastet. Das Emissionsvolumen schrumpfte so um 1 Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro.
Börsianer zeigten sich dennoch optimistisch: Die deutlich herabgesenkte Preisspanne werde von den Anlegern nun als günstig empfunden, sagte der Experte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel. Entsprechend gut liefen die Aktien.
HÄNDLER: COVESTRO EVENTUELL KANDIDAT FÜR DEN MDAX
Da der erste Kurs den Ausgabepreis um 2 Euro übertroffen hatte, lägen zumindest die Erstzeichner an diesem Dienstag in der Gewinnzone, sagte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Zukünftig könnte Covestro ein potentieller Kandidat für den Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) sein. Es komme dabei allerdings auf das zukünftige Handelsvolumen der Aktien und die damit erreichte Marktkapitalisierung des Unternehmens an.
Somit muss sich erst noch erweisen, ob die am Dienstag verteilten Vorschusslorbeeren gerechtfertigte sind. Als Anfang September die Pläne von Bayer für einen Börsengang von Covestro konkret wurden, hatte sich Analyst Thorsten Strauß von der NordLB eher skeptisch geäußert: Das Geschäft sei relativ konjunktursensibel und im Vergleich zu den anderen Bayer-Bereichen margenschwach.
KUNSTSTOFFSPEZIALIST COVESTRO
Der Kunststoffspezialist Covestro - bis vor kurzem noch bekannt als Bayer MaterialScience - stellt unter anderem Grundstoffe für Schaumstoffe sowie den Kunststoff Polycarbonat her. Aber auch Vorprodukte für Lacke, Beschichtungen und Klebstoffe gehören zum Programm. Im vergangenen Jahr hatte Covestro mit weltweit mehr als 16 000 Mitarbeitern rund 11,7 Milliarden Euro umgesetzt.