Investing.com - In einem jüngsten Bericht hat Jeremy Grantham, ein Name, der in der Börsenwelt für seine treffsicheren Bärenmarkt-Prognosen bekannt ist, einen düsteren Langzeitausblick für den Aktienmarkt skizziert. Am Dienstag warnte er vor einer möglichen Spekulationsblase im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), die den breiten US-Aktienmarkt bedroht. "Die langfristigen Aussichten für den breiten US-Aktienmarkt sind so schlecht wie fast nie zuvor in der Geschichte", warnte Grantham in einem Blogbeitrag, der von der in Boston ansässigen Firma Grantham, Mayo, Van Otterloo & Co. veröffentlicht wurde.
Grantham, Mitbegründer von GMO im Jahr 1977, genießt einen enormen Ruf als Investor und Markthistoriker, der in der Vergangenheit das Platzen von Blasen wie der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und dem Bärenmarkt von 2008 korrekt vorhersagte.
Der Investor verwies auf das Shiller-KGV - eine Bewertungskennzahl, die sich aus dem arithmetischen Mittel der inflationsbereinigten Gewinne der vergangenen zehn Jahre geteilt durch den inflationsbereinigten Kurs errechnet - und die Unternehmensgewinne, die sich beide in der Nähe von Rekordniveaus befänden. "Man darf nicht vergessen: Wenn die Margen und die Multiples gleichzeitig auf Rekordniveau sind, verstärken zwei verschiedene Faktoren denselben Trend, was eine doppelte Gefahr darstellt. Denn irgendwann in der Zukunft wird es wieder einen Juli 1982 oder einen März 2009 mit gleichzeitig rekordtiefen Multiples und stark gefallenen Margen geben", so Grantham.
Und Grantham fährt fort: "Was den US-Markt im Allgemeinen betrifft, so hat es noch nie eine anhaltende Hausse gegeben, die bei einem Shiller-KGV von 34 begann. Die einzigen Bullenmärkte, die von einem solchen Niveau aus weitergelaufen sind, waren die letzten 18 Monate in Japan bis 1989 und die US-Technologieblase von 1998 und 1999, und wir wissen, wie sie endeten. Unabhängig davon hat es noch nie eine anhaltende Hausse aus Vollbeschäftigung heraus gegeben."
Der S&P 500 durchläuft seit Ende Oktober 2023 eine fulminante Hausse mit einer Reihe von Rekordhochs, getrieben von den "Magnificent 7", einer Gruppe von sieben amerikanischen Technologieaktien. 2024 liegt der Leitindex mit rund 7,8 % im Plus. Nvidia (NASDAQ:NVDA), der alles beherrschende Hersteller von KI-Chips, ist in diesem Jahr um weitere 80 % in die Höhe geschossen, nach einem Plus von fast 240 % im Jahr 2023.
Grantham ist der Ansicht, dass KI zwar eine revolutionäre Technologie für die Welt sein könnte, dass die momentanen Kursgewinne dieser Aktien in der Hoffnung auf langfristiges Potenzial jedoch nicht gerechtfertigt wären. "Jede technologische Revolution dieser Art - vom Internet bis zu Telefonen, Eisenbahnen oder Kanälen - wurde von einem anfänglichen massiven Hype und einer Aktienblase begleitet, da sich die Anleger auf die ultimativen Möglichkeiten der Technologie konzentrierten und den Großteil des sehr langfristigen Potenzials sofort in die aktuellen Marktpreise einpreisten", sagte er.
Grantham, der heute 85 Jahre alt ist, glaubt, dass die vollen Auswirkungen technologischer Revolutionen wie der KI oft erst nach dem Platzen einer anfänglichen Blase zum Vorschein kommen. "Viele dieser Revolutionen sind am Ende oft genauso transformativ, wie es sich die ursprünglichen Investoren vorgestellt haben, und manchmal sogar mehr - aber erst nach einer beträchtlichen Zeit der Enttäuschung, wenn die anfängliche Blase platzt", schreibt er.
Statt zu diesem Zeitpunkt in gehypete Aktien wie Nvidia zu investieren, plädiert Grantham dafür, in Qualitätsaktien zu investieren, die sich in Bullenmärkten zwar etwas schlechter, in Bärenmärkten aber deutlich besser entwickeln würden. Interessant findet der Investor auch Rohstoffaktien, die "mit Abstand den Sektor mit dem größten Diversifikationseffekt" böten und "derzeit auch besonders günstig" seien. Für attraktiv hält er auch Klimainvestments, vor allem Solaraktien, die mit einem Abschlag von mehr als 50 % zum Gesamtmarkt gehandelt würden. "Einige der besten sauberen Energieunternehmen der Welt werden auf einem Niveau gehandelt, das ein negatives reales Wachstum impliziert".
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