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KORREKTUR/ROUNDUP 2: Abgas-Skandal stellt Weichen für VW-Tarif auf Konfrontation

Veröffentlicht am 14.03.2016, 17:30
© Reuters.  KORREKTUR/ROUNDUP 2: Abgas-Skandal stellt Weichen für VW-Tarif auf Konfrontation
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(Im 9. Absatz wurde berichtigt: Im IG-Metall-Flächentarif gibt es seit 2008 eine tarifliche Regelung zur Altersteilzeit (TV FlexÜ), wonach zwischen 85 und 89 Prozent vom bisherigen Netto-Einkommen fließen.)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der krisengeschüttelte Volkswagen (XETRA:VOW3)-Konzern nimmt Kurs auf eine heftige Auseinandersetzung um den neuen Haustarif in diesem Frühsommer. Erklärtes Ziel der Arbeitnehmerseite ist trotz der milliardenteuren Abgas-Affäre ein Abschluss mindestens auf dem Niveau des Metall-Flächentarifes. Zudem soll die auslaufende Altersteilzeit ohne Abstriche für Arbeitnehmer in Neuauflage gehen. Zugeständnisse angesichts des Diesel-Skandals sollen auf jeden Fall vermieden werden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Gewerkschaftskreisen.

Der VW (XETRA:VOW3)-Haustarif ist der größte Firmentarifvertrag in der deutschen Privatwirtschaft. Er gilt für 120 000 Menschen vor allem in Niedersachsen und umfasst die sechs westdeutschen VW-Werke Emden, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg und Kassel sowie die VW-Finanztochter. Seit 2008 orientieren sich die Tarifforderungen an denen der Fläche. In den vergangenen Jahren fielen die Erhöhungen immer gleich aus, im VW-Haustarif gab es aber meist ein Sahnehäubchen obendrauf - etwa Einmalzahlungen oder einmalige Rentenzuschüsse.

Der Haustarif sichert den VW-Beschäftigten jeden zehnten Euro vom Gewinn vor Zinsen und Steuern bei der Pkw-Kernmarke als Erfolgsbonus. Zuletzt flossen 5900 Euro pro Kopf. Da VW-Pkw wegen der Diesel-Krise in den roten Zahlen steckt, soll diesmal für das Jahr 2015 alternativ eine "Anerkennungsprämie" fließen. Die genaue Höhe ist noch unklar.

Im VW-Haustarif kommt ein durchschnittlicher Facharbeiter mindestens auf gut ein Zehntel mehr Einkommen als im IG-Metall-Flächentarif für Niedersachsen. Demnach stehen als Eckentgelte 2856 Euro in der Fläche den bei VW gängigen Facharbeiter-Eckentgelten 3378 und 3540 Euro gegenüber - ein Unterschied von ungefähr einem Fünftel. Jedoch ist im Flächentarif laut IG Metall eine Leistungszulage von 10 Prozent der Standard, was das Eckentgelt daher auf rund 3140 Euro anhebt. Bei VW wiederum fließt eine "Leistungsorientierte Vergütungskomponente" von im Schnitt etwa 100 Euro. Damit bleibt ein Unterschied von 11 bis 16 Prozent. Hinzu kommt die in Rekordzeiten üppige Erfolgsbeteiligung im VW-Haustarif, zuletzt waren das mehrere Tausend Euro pro Kopf.

Die Arbeitnehmer verweisen darauf, dass VW sich im Rennen um die Fachkräfte vor allem mit anderen Autobauern vergleichen müsse - weniger mit Zulieferern, bei denen meist der Metall-Flächentarif greift. Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) haben ihre Heimat in Tarifregionen, in denen das Entgeltniveau spürbar über dem in Niedersachsen liegt.

Wie Konzernkreise berichteten, hofft die Arbeitgeberseite bei VW, die Krise im Abgas-Skandal für Einschnitte im Haustarif nutzen zu können. Dem trat Betriebsratschef Bernd Osterloh jedoch schon entgegen. Er zog eine rote Linie: "Wir als Beschäftigte werden nicht die Zeche für "Diesel-Gate" zahlen", sagte er in der vergangenen Woche beim internen Teil einer VW-Betriebsversammlung vor 20 000 Mitarbeitern.

Anders als im Flächentarif der Metaller, die diesmal für eine reine Entgeltrunde kämpfen, streitet VW im Haustarif auch um die Zukunft der Altersteilzeit. Osterloh warnte bei der Betriebsversammlung die Arbeitgeberseite: "Kommen Sie nicht auf die Idee, dass wir bereit wären, für die Fortführung oder die Ausweitung der Altersteilzeit auch nur einen Cent Beitrag zu leisten. Das können Sie vergessen."

Damit hat Osterloh nun die Forderung gestellt, die Altersteilzeit in der aktuellen Form bedingungslos fortzuschreiben - ohne irgendwelche Abstriche für die Arbeitnehmer, allenfalls mit Verbesserungen.

Die Altersteilzeitregelung im Metall-Flächentarif gewährt zwischen 85 und 89 Prozent vom Netto. Bei VW sind es mit der nun auslaufenden Regel im Schnitt 85 Prozent, bei Leichtlohngruppen sogar 95 Prozent.

Nach dpa-Informationen will VW bei den Haustarif-Mitarbeitern jede zehnte Verwaltungsstelle streichen. Dabei geht es um Jobs fern vom Fließband oder von Forschung und Entwicklung. Bis Ende 2017 sollen über 3000 Stellen wegfallen, die Hälfte davon bereits dieses Jahr. Wegen einer laufenden Beschäftigungssicherung muss der Abbau über Zurückhaltung bei der Neubesetzung erfolgen oder über das Zuweisen neuer Aufgaben. Auch die Altersteilzeit ist ein möglicher Weg.

Dazu stellte Osterloh in der internen Versammlung klar, dass der Betriebsrat erst dann Stellenstreichungen über Altersteilzeit oder normale Fluktuation mittragen werde, "wenn klar belegt ist, wie die bislang dahinter stehende Aufgabe erledigt werden kann". Er betonte: "Eine pure Leistungsverdichtung auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen wird es mit uns als Betriebsrat jedenfalls nicht geben."

Bei Volkswagen enden Entgelttarifvertrag und Friedenspflicht am 31. Mai. Für Ende Juni ist die Volkswagen-Hauptversammlung geplant.

## Berichtigung- Im IG-Metall-Flächentarif gibt es seit 2008 eine tarifliche

Regelung zur Altersteilzeit (TV FlexÜ), wonach zwischen 85 und 89

Prozent vom bisherigen Netto-Einkommen fließen (nicht: 70 Prozent).

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