Berlin, 08. Sep (Reuters) - Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft rechnet für dieses Jahr in Deutschland mit mehr als den bislang vorausgesagten 800.000 Flüchtlingen. "Ich glaube, darüber sind wir uns alle im Klaren, dass es nicht bei 800.000 bleiben wird", sagte die SPD-Politikerin am Dienstag in Berlin. Die Prognose sei drei Wochen alt. Seitdem seien die Türen geöffnet worden, sagte Kraft mit Blick auf die Einreise von 20.000 Flüchtlingen am Wochenende.
"Insofern wird die Zahl nach oben zu korrigieren sein." Kraft kritisierte scharf die Beschlüsse der Koalitionsspitzen von Union und SPD im Bund vom Sonntag. Der Bund müsse deutlich mehr Geld geben. "Das Wort Verantwortungsgemeinschaft ... sehe ich darin noch nicht bestätigt", sagte Kraft. Allein NRW rechne mit Kosten von 1,7 Milliarden Euro durch die hohe Flüchtlingszahl.
Kraft plädierte für ein Vorziehen des für den 24. September geplanten Flüchtlingsgipfels von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten. "Aus meiner Sicht ist das zu spät". Die Länder seien jederzeit bereit.
Kraft sprach von einer "sehr schwierigen Situation". Im eigenen Land müssten die Plätze für Flüchtlinge in Erstunterbringungsstellen binnen dieser Woche von 37.000 um 17.000 aufgestockt werden. "Alles was verfügbar ist, wird genutzt. Es gibt keine Betten mehr. Wir sind dazu übergegangen, Matratzen zu kaufen."