Frankfurt, 16. Jan (Reuters) - Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich für die Stärkung der europäischen Zusammenarbeit ausgesprochen. Auf der ganzen Welt verliere die regelbasierte Ordnung an Bedeutung, sagte Lagarde am Donnerstag in Frankfurt im Rathaus Römer auf dem Neujahrsempfang der Stadt. "In einer Zeit, in denen der Multilateralismus bedroht ist, wird die Zusammenarbeit in einer Union sogar umso wichtiger." Alte und neue Kräfte erstarkten und dazu werde der Klimawandel zur größten Herausforderung. In diesem sehr unsicheren Umfeld am Status Quo festhalten und hoffen, dass sich diese Herausforderungen aussitzen ließen, werde nicht funktioneren, warnte sie.
Lagarde verwies insbesondere auf die Zunahme der globalen Handelsspannungen. Sie entstünden vor allem aufgrund eines gefühlten Mangels an Fairness, sei es wegen staatlicher Beihilfen für Industrien, der Untergrabung von Arbeitsstandards oder Währungsmanipulationen, sagte sie. Aus iher Sicht ist dies dagegen innerhalb Europas, so wie Europa ausgestaltet sei, nicht möglich. "Wir haben gemeinsame Regeln, die einen Unterbietungswettlauf bei den Standards verhindern." Dazu komme die gemeinsame Währung. Die ehemalige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und frühere französische Finanzministerin hatte im November das Ruder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) übernommen. Sie ist die erste Frau an ihrer Spitze.
Lagarde hatte bereits kurz nach Amtsantritt auf einem Bankenkongress in Frankfurt eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit Europas gefordert. Dabei hatte sie auch kritisiert, dass die öffentlichen Investitionen im Euro-Raum weiterhin unter ihren Vorkrisen-Niveaus liegen würden.