Berlin, 01. Sep (Reuters) - Bei den deutschen Lebensversicherern zeichnen sich dieses Jahr geringere Beitragseinnahmen ab. "Sie werden per Saldo wohl leicht rückläufig sein", sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, am Dienstagabend vor Journalisten in Berlin. Das starke Jahresendgeschäft 2014 lieferte auch noch zu Beginn dieses Jahres deutliche Impulse für die Branche mit Schwergewichten wie Allianz ALVG.DE und R&V.
Im vergangenen Jahr stiegen die Einnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und -Fonds um 3,1 Prozent auf 93,7 Milliarden Euro. Dieses Tempo wird die Branche 2015 wohl nicht halten können: "Gegen Jahresende werden wir Bremsspuren sehen", warnte Erdland. Das Geschäft der Versicherer leidet vor allem unter dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld. Immer mehr Lebensversicherer wenden sich daher vom Geschäft mit klassischen Verträgen mit langfristigen Zinsgarantien völlig ab. ID:nL5N1094BO
Die Bundesbank hat in einem Diskussionspapier jüngst auch einen erheblichen Zinsanstieg als Risiko für Lebensversicherer ausgemacht. Sie wären nach Modellrechnungen der Autoren Ende 2013 bei einem Zinsanstieg von mehr als 2,1 Prozentpunkten in Schwierigkeiten geraten, wenn viele Kunden in diesem Szenario niedrig verzinste Verträge gekündigt und auf rentablere Anlagen ausgewichen wären. Aus Sicht Erdlands ist ein sprunghafter, deutlicher Zinsanstieg aus heutiger Sicht ein eher unwahrscheinliches Szenario. "Die Gefahr einer Insolvenz, die Unfähigkeit, garantierte Zusagen zu erfüllen, sehe ich derzeit nicht", sagte der GDV-Chef. Zudem beruhe die Bundesbank-Studie auf Datenmaterial der Jahre 2005 bis 2013: "Die Autoren verweisen selbst darauf, dass sich die Situation seither entspannt hat - unter anderem durch den Aufbau weiterer Kapitalpuffer wie der Zinszusatzreserve."