Investing.com - Die Ölpreise tendieren am Freitag etwas schwächer. Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Ölpreise könnte die OPEC+ ihre Fördermenge über die geplante Erhöhung hinaus steigern, da die hohen Gaspreise viele Energieerzeuger zur Umstellung von Gas auf Öl veranlassen.
Der Preis für die Nordseesorte Brent verbilligte sich bis 10.25 Uhr MEZ um 60 Cent oder 0,80 % auf 77,77 Dollar pro Barrel, steuert jedoch weiterhin auf einen leichten Wochenzugewinn zu. Dies ist bereits die vierte Woche in Folge mit Zugewinnen.
Für die US-Ölsorte WTI geht es um 0,89 % auf 74,36 Dollar bergab, wenngleich auch hier unter dem Strich ein Wochengewinn winkt. Es ist bereits die siebte Woche mit Zugewinnen.
Alle Augen sind nun auf ein Treffen der OPEC+ am Montag gerichtet, bei dem die Erzeuger besprechen, ob sie über ihre bestehende Vereinbarung hinaus die Produktion um 400.000 Barrel pro Tag im November und Dezember steigern sollten.
Wie Reuters aus vier zuverlässigen Quellen bei der OPEC+ erfahren hat, wird eine höhere Ölförderung als mögliches Szenario gehandelt, ohne jedoch Details zu Volumen oder einen Termin zu nennen. Der Ölpreis steht derzeit in der Nähe eines 3-Jahres-Hochs und der Druck seitens der Verbraucher für ein größeres Angebot wächst.
„Beim letzten Mal, als wir einen Ölpreis von 80 USD erlebt haben, war das Angebot erheblich höher als jetzt, und ich denke, die Welt könnte angesichts der globalen Energiekrise jetzt einige zusätzliche Barrel gebrauchen“, zitierte Reuters Howie Lee von der OCBC Bank aus Singapur.
Analysten von ANZ Research schrieben in einem Kommentar: „Das bevorstehende OPEC+-Treffen am Montag wird für die Ölpreisrichtung nächste Woche entscheidend sein. Ein Produktionsanstieg um mehr als 400.000 Barrel pro Tag würde kurzfristig für Entlastung sorgen.“
In den USA standen die Sorgen der Biden-Regierung über die hohen Ölpreise Anfang dieser Woche auf der Tagesordnung eines Treffens zwischen dem US-Sicherheitsberater Jake Sullivan und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
Angesichts der weltweit steigenden Erdgaspreise haben viele Stromerzeuger von Gas auf Heizöl oder Diesel umgestellt, wodurch die Ölpreise noch weiter gestiegen sind. In Pakistan, Bangladesch und im Nahen Osten haben viele Erzeuger bereits damit begonnen, den Brennstoff umzustellen.
„Dies deutet darauf hin, dass wir in den kommenden Monaten eine starke Ölnachfrage sehen werden, was bedeutet, dass der Ölmarkt bis Jahresende noch angespannter sein wird“, schrieben Rohstoffanalysten von ING (AS:INGA) in einem Kommentar.