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Lufthansa geht die Liquidität aus: Steigt jetzt die Deutsche Post ein?

Veröffentlicht am 27.04.2020, 09:34
Lufthansa geht die Liquidität aus: Steigt jetzt die Deutsche Post ein?
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Die Lufthansa (DE:LHAG) (WKN: 823212) ist ein schwieriger Fall. Die letzten drei Jahresüberschüsse summieren sich auf über 5,7 Mrd. Euro, während die Marktkapitalisierung am Freitag auf 3,5 Mrd. Euro zusammengeschmolzen ist. Dabei steht die Kranichlinie im europäischen Branchenvergleich besser da als viele Konkurrenten. Immerhin 10 Mrd. Euro Eigenkapital standen Ende 2019 in den Büchern.

Aber das schnelle Aufzehren der Liquidität führte dazu, dass einschneidende Kapitalmaßnahmen oder Notverkäufe drohen. An dieser Stelle könnte die Deutsche Post (WKN: 555200) ins Spiel gebracht werden.

Warum ein Deal mit der Deutschen Post (DE:DPWGn) interessant sein könnte International ist die Deutsche Post vor allem mit ihrer Marke DHL bekannt. Die Logistiksparte führt den Weltmarkt an und ist auf Straße, Schiene, zu Wasser und in der Luft aktiv. Was die Luftfracht angeht, besteht eine interessante Konstellation mit Lufthansa Cargo. Einerseits verfügen beide über eigene Flugzeuge und sind daher Wettbewerber. Andererseits ist DHL der größte Kunde von Lufthansa Cargo und wichtigstes Mitglied in deren „Global Partners“-Programm.

Dort sind zahlreiche große Logistikkonzerne vertreten, die die Kapazitäten nutzen, um die Güter ihrer Kunden in Richtung Ziel zu bewegen. Zu dieser eingespielten Kooperation kommt ein weiteres Element hinzu: Am Drehkreuz Leipzig betreiben sie ein 50:50-Joint-Venture namens AeroLogic, das komplementäre Kapazitäten für die beiden Partner bereitstellt und 29 Ziele in Amerika, Europa und Asien anfliegt.

Im Gegensatz zum Passagierverkehr läuft es im Frachtbereich weiterhin relativ gut. Auf einigen Strecken werden sogar deutlich höhere Preise erzielt, während der Kerosinpreis abgestürzt ist. Für DHL sind das ausgezeichnete Voraussetzungen für stabile Gewinne, weshalb die Aktie sich ordentlich hält angesichts der sich ausweitenden Rezession. Der Post-Konzern wird fast mit dem 10-Fachen der Lufthansa bewertet (alle Angaben zum 24.04.).

Was darüber hinaus für solch einen Deal spricht Nun ist es ja so, dass die Politik bereits dabei ist, sich einzubringen. Der Frankfurter Bürgermeister hat gleich mal eine Verstaatlichung ins Spiel gebracht, während der Hessische Ministerpräsident wenig davon hält. Trotzdem laufen auf höchster Ebene Gespräche, um herauszufinden, wie man der Lufthansa am besten unter die Arme greifen kann, ohne Steuergelder zu verschwenden oder unzulässig in den Wettbewerb einzugreifen.

Über die KfW-Bank ist der Staat bereits an Airbus (PA:AIR) (WKN: 938914) und der Deutschen Post beteiligt. Da die Luftfahrtbranche entlang der Wertschöpfungskette stark von äußeren Faktoren und staatlicher Regulierung abhängt, ist eine öffentliche Beteiligung durchaus sinnvoll. Von daher könnte es naheliegen, auch bei der Lufthansa auf dieses bewährte Modell zurückzugreifen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig Denkbar wäre, dass die KfW und die Deutsche Post sich zusammentun, um Liquidität bereitzustellen. Das könnte so aussehen, dass der Cargobereich aus der Lufthansa herausgelöst und mit DHL kombiniert wird. Interessant könnte auch das Instrument einer Wandelanleihe sein, die zunächst als Darlehen fungiert und unter bestimmten Bedingungen automatisch in eine festgelegte Anzahl von Aktien umgewandelt wird. Auf diese Weise würde man Zeit gewinnen, um eine unternehmerische Lösung zu finden, bevor etwa der Staat oder die Deutsche Post Eigentumsrechte erwirbt.

Natürlich könnte die Lufthansa auch versuchen, per Eigenkapitalerhöhung über die Börse Geld einzuwerben, aber das wäre unter den aktuellen Umständen ein schwieriges Unterfangen. Die monatlichen operativen Verluste bewegen sich im hohen dreistelligen Millionenbereich und solange nicht absehbar ist, wann der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden kann, wird sich kaum ein Geldgeber hinreißen lassen, Milliarden bereitzustellen.

Zwar kann man durchaus mit einem Vorstoß eines Private-Equity-Akteurs rechnen, aber dieser würde dann vermutlich mit allen Mitteln um die besten Konditionen verhandeln.

Unübersichtliche Situation für Aktionäre Dass man aktuell für 3,5 Mrd. Euro den führenden europäischen Luftfahrtkonzern kaufen kann, der im besten Fall nach der Krise erhebliche Marktanteile gewinnt, wirkt im Moment schon sehr attraktiv.

Aber wer sich hier engagiert, muss sich im Klaren sein, dass dieses Unternehmen sein Schicksal nur noch sehr eingeschränkt in den eigenen Händen hält. Der weitere Verlauf der Pandemie und die Entscheidungen von Lokal- und Bundespolitikern werden wahrscheinlich großen Einfluss darauf haben, was aus dem Kranich-Konzern wird. Im schlimmsten Fall kommt doch die Verstaatlichung über eine Eigenkapitalerhöhung, die die Anteile so stark verwässert, dass sie fast wertlos werden.

Am schlauesten wäre es aber vielleicht aus Lufthansa-Sicht, in einem ersten Schritt eine Wandelanleihe zu begeben, die die Aktienanzahl potenziell verdoppelt und sofort 3,5 Mrd. Euro von staatlichen Stellen wie der KfW in die Kassen spült. Eine 50%ige Verwässerung wäre für Bestandsaktionäre aus heutiger Sicht eine gute Lösung, unter der Voraussetzung, dass das Geld dann ausreicht, um die Krise durchzustehen. Außerdem könnte parallel überlegt werden, ob es nötig wird, über einen Cargo-Deal mit DHL noch weitere Mittel zu erlösen.

Machen wir uns aber nichts vor: Diese Gedankenspiele sind keine Prognosen und es kann auch ganz anders kommen. Wichtig ist, dass wir uns vor einem Investment in die Lufthansa-Aktie (und genauso vor einem Verkauf) bewusst machen, was in den nächsten Wochen und Monaten mit der Lufthansa passieren könnte. Dass sie überleben wird, ist wahrscheinlich, aber das heißt nicht, dass weitere herbe Verluste ausgeschlossen sind. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten haben wir es hier eher mit einer Spekulation denn einer Investition zu tun.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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