Die Aktie der Lufthansa (DE:LHAG) (WKN: 823212) hat am Dienstag dieser Woche überraschen können. Einerseits, weil die Anteilsscheine der ehemaligen DAX-Fluggesellschaft im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen konnten. Andererseits jedoch vor allem, da das Management vorläufige Quartalszahlen bekannt gegeben hat. Die, übrigens, Auslöser für die überraschende Kursperformance gewesen sind.
Wie wir mit Blick auf diese Mitteilung erkennen können, hat es im dritten Quartal und innerhalb der ersten neun Monate dieses Geschäftsjahres ein wenig Licht, aber auch viel Schatten gegeben. Eine Ausgangslage, die möglicherweise noch anhalten wird.
Werfen wir im Folgenden daher einen Blick auf ausgewählte Zahlen, die zeigen: Die Krise kann zwar überstanden werden, besitzt jedoch definitiv einen hohen Preis.
Lufthansa: Q3 im Check! Wie die Lufthansa zunächst im Rahmen ihres frischen Quartalsberichts verkündete, haben ein besserer Sommer zu etwas positiveren Zahlen geführt. Durch mehr Flugverkehr im Juli und August konnte der Verlust gegenüber dem zweiten Quartal verringert werden.
Auf vorläufiger Basis soll das bereinigte EBIT im dritten Quartal bei -1.262 Mio. Euro liegen. Für die ersten neun Monate liegt der Wert hingegen bei -4.161 Mio. Euro. Damit zeigt sich sehr deutlich: Dieses Geschäftsjahr ist für die Kranich-Airline gelaufen. Allerdings hat sich das bereits abgezeichnet.
Insbesondere bei der Entwicklung des freien Cashflows können wir jedoch ein weiterhin belastendes drittes Quartal ablesen: So lag der Mittelabfluss der freien Mittel (oder der negative Free Cash Flow) bei 2.069 Mio. Euro. Insbesondere die Auszahlung für coronabedingte Flugausfälle wird als Grund für diesen herausstechenden Wert angegeben. Für die ersten neun Monate belaufen sich die Mittelabflüsse hingegen auf insgesamt 2.579 Mio. Euro.
Trotzdem spricht das Management weiterhin davon, den Belastungen der COVID-19-Epidemie standzuhalten. Demnach stünden per Ende September 10,1 Mrd. Euro in liquiden Mitteln zur Verfügung. Innerhalb dieser Summe befinden sich teilweise noch nicht abgerufene Mittel aus den Stabilisierungspaketen im Gesamtvolumen von 9 Mrd. Euro, wobei aus dieser Geldquelle insgesamt noch 6,3 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Damit können gewiss noch einige Monate und Quartal überbrückt werden. Wobei die Nettokreditverschuldung per Ende September bei 8.930 Mio. Euro gelegen hat.
Weiterhin durchwachsene Aussichten! Trotz dieser insgesamt starken Liquidität und der leichten Verbesserung im defizitären Geschäft sollten sich Foolishe Illusionen gerade jetzt keine Illusionen machen. Eine baldige Trendumkehr scheint weiterhin weit entfernt. Auch das Management spricht von einer niedrigen Nachfrage nach Flugreisen aufgrund des Infektionsgeschehens und der damit verbundenen Reisebeschränkungen. Optimismus liest sich dann doch deutlich anders.
Auch saisonal sind die Wintermonate stets eine eher belastende Zeit für Reiseunternehmen und Fluggesellschaften. Ob das die Ausgangslage noch verschlimmert? Darüber kann man durchaus ebenfalls diskutieren. Fest steht jedoch, dass weder saisonal noch gemessen am Infektionsgeschehen die Ausgangslage gerade besser wird. Foolishe Investoren, die auf einen Turnaround setzen wollen, sollten das jedenfalls berücksichtigen. Und kritisch hinterfragen, wie viel Raum für Rendite in Anbetracht der Verschuldung und Verwässerung noch existiert.
Lufthansa-Aktie: Für mich gibt’s attraktivere Optionen! Die Aktie der Lufthansa kann innerhalb dieser Woche daher erneut ein Lebenszeichen aussenden. Trotzdem ist das operative Zahlenwerk noch weit davon entfernt, solide zu sein. Der Cash-Burn hält jedenfalls an und die Aussichten sind durchwachsen. Für mich ist das ein Gesamtpaket, das zwar in Anbetracht des Cashbergs überlebensfähig ist, wo ich auf absehbare Zeit jedoch kaum Renditen wittere, weshalb ich hier weiterhin fernbleibe.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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