von Geoffrey Smith
Investing.com -- Früher wurde gesagt, wenn die USA niest, dann bekommt Europa eine Erkältung. Das könnte immer noch wahr sein, auch wahr ist aber auch, dass wenn China aus dem Krankenbett steigt, Europas Aktienmärkte Joggen gehen.
Nach einem kurzzeitigen Rückschlag am Donnerstagmorgen im Gefolge des Scheiterns des Gipfels zwischen den USA und Nordkorea, sind die europäischen Aktienmärkte ihren Kollegen aus Asien nach in die Höhe gestürmt.
Der Stoxx 600 stand um 10:20 MEZ 0,7% höher auf 375,46. Der deutsche Dax führte die nationalen Leitindizes an und stieg um 1,2%, während der britische FTSE 100 mit einem Plus von lediglich 0,6% hinterherhinkte.
Die asiatischen Märkte waren in der Nacht auf zwei Ereignisse hin in die Höhe geschossen: Erstens kündigte MSCI an, es wolle in Zukunft den Aktien vom chinesischen Festland weitaus mehr Gewicht einräumen, was eine scharfe Rallye an diesem Markt lostrat; zweitens, der Caixin-Einkaufsmanagerindex vom produzierenden Gewerbe zeigte für Februar eine überraschende Verbesserung an, was Hoffnungen weckte, dass die Weltwirtschaft die Konjunkturdelle von Ende letzten Jahres ausgestanden haben könnte.
Man nehme die stärker als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsätze aus Deutschland von heute Morgen hinzu, eine kleinere Korrektur nach oben des Einkaufsmanagerindex für die Eurozone vom Februar und den viel größeren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland und eine sehr breit angelegte Rallye am heutigen Morgen ist viel leichter zu verstehen.
Allerdings heißt das auch, dass die Europäische Zentralbank weniger Gründe zum Einschreiten hat, wenn sie nächste Woche zur Geldpolitik tagt. Normalerweise wäre das negativ für Aktien, aber wie der ehemalige IWF-Ökonom Ashoka Mody jüngst in einem Blogbeitrag argumentierte, die Wirtschaft des Euroraums scheint derzeit weniger auf die Politik der EZB zu reagieren, als die Entwicklungen im weltweiten Handel.
Der Umstand, dass der weniger repräsentative Stoxx 50 Index heute Morgen von den Luxusgütergruppen Kering (PA:PRTP) und LVMH (PA:LVMH) angeführt wurde und einer Reihe exportabhängiger Autowerte, scheint Modys Argumentation zu stützen.
Unter den anderen Einzelwerten stand der britische Fondsmanager Jupiter (LON:JUP) heraus, dessen Kurs um 10% gestiegen ist, nachdem er eine Auswechslung seine Spitzenmanagements vorangebracht hatte und die Zahlen für das Gesamtjahr weniger gruselig ausgefallen waren als erwartet. Die Anteile zählten am Londoner Markt zu den am stärksten geshorteten und waren daher anfällig für eine Absicherungsrallye. Royal Dutch Shell (AS:RDSa) unterdessen hinkte dem Markt mit einem Anstieg von nur 0,3% hinterher, nachdem es Berichte gegeben hatte, dass niederländische Staatsanwälte eine Anklage wegen Bestechung in Nigeria vorbereiten.
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