Der harte Konkurrenzkampf auf dem Fernbusmarkt zwingt mit der Deutschen Post (DE:DPWGn) einen weiteren Anbieter zum Rückzug. Sie verkauft ihr Fernbusgeschäft rund um den Postbus an den ohnehin schon unangefochtenen Marktführer Flixbus, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Flixbus kontrolliert damit etwa 80 Prozent des Fernbusmarktes. Die Deutsche Post begründete die Entscheidung mit dem hohen Kostendruck durch Billigtickets.
Der Postbus sei zwar innerhalb kurzer Zeit zum "anerkannten Qualitätsführer" geworden, allerdings hätten sich die "Erwartungen an die Wirtschaftlichkeit dieser Dienstleistung" nicht erfüllt, erklärte der Geschäftsführer der Deutsche Post Mobility GmbH, Joachim Wessels. Die Post war im Oktober 2013 mit dem ADAC in den boomenden Fernbusmarkt eingestiegen. Allerdings zog sich der Automobilclub bereits im November 2014 zurück. Nun folgt die Deutsche Post.
Die Übernahme durch Flixbus erfolgt zum 1. November. Bis dahin fahren die etwa 100 Postbusse wie gehabt, dann gehen die Linien an Flixbus über. Alle Buchungen ab November werden automatisch in das Buchungssystem von Flixbus weitergeleitet, wie die Deutsche Post mitteilte.
Der seit Anfang 2013 liberalisierte Fernbusmarkt befindet sich derzeit im Umbruch. Viele Anbieter ziehen sich zurück, da mit Billigtickets die Kosten nicht zu decken sind. Erst kürzlich hatte Flixbus das Geschäft in Kontinentaleuropa von seinem internationalen Konkurrenten Megabus übernommen, der mit Ein-Euro-Tickets die Preisschlacht weiter angetrieben hatte.
Flixbus war 2013 gestartet und bietet mittlerweile jeden Tag 100.000 Verbindungen zu 900 Zielen in 20 Ländern. Das Unternehmen fusionierte Anfang 2015 mit MeinFernbus und dominiert seitdem mit rund 70 Prozent Marktanteil das Geschäft in Deutschland.
Von der Postbus-Übernahme verspricht sich das Unternehmen unter anderem neue Zielgruppen und durch die Abschaffung paralleler Fahrten zwischen Metropolen eine bessere Auslastung. Zudem wird als weitere Einnahmequelle der Pakettransport per Fernbus geprüft, der schon zwischen Hamburg und Berlin als Express-Service erprobt wird.
"Wir möchten jetzt ein Produkt für alle Alters- und Zielgruppen bieten", erklärte Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein. Während sein Unternehmen vor allem bei jungen Reisenden bekannt ist, punktet der Postbus auch bei Älteren, da die Fahrscheine in mehr als 12.000 Post-Filialen erhältlich sind.
Flixbus-Tickets gibt es dort vorerst nicht. In 5000 Filialen sollen laut Post aber zumindest Gutscheine für Flixbus-Tickets "zu besonderen Konditionen" zu kaufen sein.
Preissteigerungen plant Flixbus nicht. Die Fahrpreise seien seit der Fusion mit MeinFernbus "bisher nicht gestiegen und sie werden auch in naher Zukunft nicht steigen", sagte Schwämmlein der "Wirtschaftswoche". "Man kann auf dem derzeitigen Preisniveau Gewinne erwirtschaften, wenn man die Busse voll macht."
Je Fahrgast und Kilometer erlösen die Anbieter nach Angaben der Marktforschungsfirma Iges zwischen drei und neun Cent. Iges-Geschäftsführer Christoph Gipp erklärte, er rechne nicht mit einem "akuten Preisanstieg", da der Fernbus im Vergleich zur Bahn seinen Wettbewerbsvorteil Preis gegenüber längeren Fahrzeiten halten müsse.
Die Deutsche Bahn ist ebenfalls im Fernbusmarkt präsent, will aber wegen der dort auflaufenden Verluste ihre Strategie überdenken. Konzernchef Rüdiger Grube kündigte vergangene Woche an, im zweiten Halbjahr zu prüfen, inwieweit sich das Unternehmen "diesen Blödsinn" weiter leisten wolle.