An der Börse treten immer wieder neue Phänomene wie die Meme-Aktien auf, die sie revolutionieren möchten. Ende der 1990er-Jahre galten beispielsweise plötzlich neue Aktienbewertungsmaßstäbe. Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 60 oder höher wurden als günstig bezeichnet und mit einem hohen Unternehmenswachstum gerechtfertigt.
Warren Buffett wurde zu dieser Zeit bereits endgültig abgeschrieben. Sein solider Anlagestil schien überholt. Einige Jahre später mussten die Revolutionäre allerdings feststellen, dass sie und nicht Warren Buffett vom richtigen Weg abgekommen waren.
Meme-Aktien kommen in Mode Ein ähnliches Phänomen trat im vergangenen Jahr (2021) mit den Meme-Aktien auf. Das Wort leitet sich aus dem griechischen „mimema“ (Nachahmung) ab. Meme bedeutet eine Art Nachahmung von Investmentideen. Über Foren verabredeten sich Privatanleger, um zeitgleich in Unternehmen mit meist auslaufendem Geschäftsmodell zu investieren. Sie wollten damit vorrangig die Hedgefonds schädigen, weshalb sie sich auch mit Robin Hood vergleichen.
Doch auch diese Bewegung wird am Ende wohl an der Börse scheitern. So können Privatanleger zwar in Masse kurzfristig einen Kurs in die Höhe treiben, aber wenn die Firma über kein erfolgreiches Geschäftsmodell verfügt, nutzen Investoren die Gelegenheit sofort zum Ausstieg. Was dann passiert, ist an der jüngsten Kursentwicklung vieler Meme-Aktien erkennbar.
AMC Entertainment- und Gamestop-Aktien mit großen Verlusten Ein Beispiel für eine Meme-Aktie ist AMC Entertainment (WKN: A1W90H). Anfang 2021 begann sie plötzlich stark zu steigen. Vom Tief bei 1,62 Euro gelang ein Höhenflug bis auf 56,00 Euro. Das amerikanische Unternehmen ist der weltgrößte Kinobetreiber und litt während der Pandemie entsprechend stark. Doch auch Streaming-Dienste machen ihm das Leben schwer.
Über den starken Kursanstieg der Meme-Aktie freuten sich vor allem Investoren, die schon Jahre zuvor eingestiegen waren und verkauften. Das Unternehmen profierte ebenfalls, führte gleich mehrere Kapitalerhöhungen durch und konnte so die Krise überstehen. Doch mittlerweile ist die Euphorie verflogen und wahrscheinlich sind auch viele der Initiatoren des kurzfristigen Kursanstieges wieder ausgestiegen.
Heute (01.02.2022) liegt die AMC Entertainment-Aktie mehr als 73 % unter dem Hoch des letzten Jahres (2021). Verlierer sind vor allem Privatanleger, die oft blind auf stark steigende Kurse aufspringen. Am Ende hat der Meme-Aktientrend wahrscheinlich mehr Menschen geschadet als genützt.
Gamestop (WKN: A0HGDX) gehört ebenfalls zu den Meme-Aktien, die Ende 2021 plötzlich stark stiegen. Das Geschäft befindet sich seit Jahren im Niedergang und auch zukünftig ist die weitere Existenz des Computerspiele-Einzelhändlers eher bedroht. In den vergangenen zwölf Geschäftsmonaten (TTM) lag der Verlust weiterhin bei -153,3 Mio. US-Dollar.
Auch hier haben die Investoren, die vorher investiert waren, verkauft. Geschädigt wurden eher Kleinanleger, die zu Höchstkursen kauften. Heute (01.02.2022) steht Gamestop mehr als 63 % unter dem Allzeithoch.
Fazit Wer langfristig und nachhaltig an der Börse erfolgreich sein möchte, benötigt keine kursmanipulierten Meme-Aktien. Was wirklich zählt sind ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell, stetig steigende Umsätze und Gewinne, gute Gewinnmargen, eine solide Bilanz und eine angemessene Bewertung. Diese Kriterien kommen im Gegensatz zu den kurzfristigen Trends nie aus der Mode und versprechen am meisten Erfolg.
Der Artikel Meme-Aktien mahnen uns! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022