Frankfurt (Reuters) - Eine Serie milliardenschwerer Firmenübernahmen hat Anleger am Dienstag zum Kauf europäischer Aktien ermuntert.
Dax und EuroStoxx50 notierten am frühen Nachmittag jeweils etwa 0,3 Prozent im Plus bei 10.708,73 Punkten und 3085 Stellen.
Mit größeren Engagements hielten sich die Investoren aber noch zurück. "Die Märkte brauchen noch ein paar weitere Anzeichen, dass sie weiter steigen sollen", sagte Mike van Dulken, Chef-Analyst des Brokerhauses Accendo Markets. Impulse erhoffte er sich aus den USA, wo Investoren nach einem verlängerten Wochenende wieder ins Geschehen eingriffen.
Zum allgemeinen Fusionsfieber trug Fresenius bei. Der Gesundheitskonzern will seine Krankenhaus-Sparte Helios mit der knapp sechs Milliarden Euro schweren Übernahme des spanischen Klinik-Betreibers Quironsalud stärken. Das ist der größte Deal der Firmengeschichte. "Auf den ersten Blick wirkt der Kaufpreis hoch", schrieb Analyst Bernhard Weininger von Independent Research in einem Kommentar. Angesichts der hohen Ertragskraft und der guten Wachstumsperspektiven von Quironsalud sei er aber angemessen. "Strategisch betrachtet werten wir die Übernahme positiv." Die Aktien von Fresenius stiegen um bis zu 5,8 Prozent auf ein Neun-Monats-Hoch von 70 Euro. Damit waren die Papiere Spitzenreiter im Dax.
GE SCHLUCKT SLM SOLUTIONS UND ACTRAN
Die im deutschen Technologie-Index TecDax notierten Titel von SLM Solutions schossen sogar mehr als 40 Prozent in die Höhe und waren mit 39,04 Euro so teuer wie noch nie. Der US-Mischkonzern General Electric (NYSE:GE) will den Anbieter von 3D-Druckern für 38 Euro oder insgesamt 680 Millionen Euro übernehmen. Analyst Cengiz Sen von der Equinet Bank begrüßte den Deal. "GE zahlt einen sehr hohen Preis, um Zugriff auf diese Technologie zu erhalten." Der US-Konzern will parallel zu SLM auch dessen schwedischen Konkurrenten Arcam für umgerechnet 614 Millionen Euro übernehmen. Arcam-Papiere verteuerten sich an der Stockholmer Börse um zeitweise knapp 55 Prozent. GE notierten im vorbörslichen US-Geschäft 0,3 Prozent höher.
BAYER LEGT BEI OFFERTE FÜR MONSANTO NACH
Auf verhaltenes Echo stieß die zum zweiten Mal aufgestockte Offerte von Bayer (DE:BAYGN) für Monsanto (NYSE:MON). Der Pharmakonzern bietet nach wochenlangem Stillstand bei den Übernahmeverhandlungen nun mehr als 65 Milliarden Dollar für den weltgrößten Saatgut-Anbieter. "Wir sehen das aktuelle Gebot als letzten Versuch, eine einvernehmliche Lösung zu finden", urteilte DZ Bank-Analyst Peter Spengler. Das Bayer-Management werde wohl bald vom Aufsichtsrat grünes Licht für eine feindliche Übernahme erbitten. Die Papiere des Leverkusener Konzerns notierten 0,4 Prozent im Plus, Monsanto gewannen an der Wall Street vorbörslich 0,7 Prozent.
VOLKSWAGEN SICHERT SICH ZUGANG ZUM US-LKW-MARKT
Unterdessen kündigte Volkswagen (DE:VOWG) den Einstieg bei Navistar an. Der Wolfsburger Konzern übernimmt für 256 Millionen Euro 16,6 Prozent an dem US-Lastwagenbauer. Damit sichert sich VW Zugang zum wichtigen US-Markt für Schwerlaster, auf dem die Wolfsburger mit ihren Marken MAN und Scania bislang nicht vertreten sind. VW-Titel gewannen daraufhin ein Prozent, Navistar schossen vorbörslich um 28 Prozent in die Höhe.