Frankfurt, 13. Okt (Reuters) - Nach seinem Börsengang plant der Modehersteller und -händler Steilmann einen rasanten Wachstumkurs. "Ich will in den nächsten drei Jahren den Umsatz verdoppeln und das Ebitda entsprechend steigern", sagte Vorstandschef Michele Puller am Dienstag in Frankfurt. Dazu sollen auch Zukäufe etwa in Italien und der Schweiz beitragen, der Auslandsanteil am Umsatz soll damit auf 40 von 20 Prozent steigen. "Die Möglichkeiten, die zurzeit am Markt sind, sind nicht die teuersten", sagte Puller. Zunächst will Steilmann mit den bis zu 98 Millionen Euro, die der Börsengang in die Kasse spülen soll, den italienischen Finanzinvestor Equinox bei der Billigmodekette Adler ADDG.DE herauskaufen und damit allein die Mehrheit übernehmen. Das allen kostet 41 Millionen Euro, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht.
Im abgelaufenen Jahr hatte das Unternehmen aus dem westfälischen Bergkamen den Umsatz zwar um 22 Prozent auf 896 Millionen Euro gesteigert, unter dem Strich aber 4,2 Millionen Euro Verlust geschrieben. Grund dafür waren Bilanzeffekte von 15 Millionen Euro durch die Bündelung der Modegruppe unter einem Konzerndach, wie Finanzvorstand Jens Brüggemann sagte. Operativ (Ebitda) schrieb Steilmann 53 Millionen Euro Gewinn.
Steilmann hat sich auf die Altersgruppe der über 45-Jährigen konzentriert. "Meine Vision ist es, in diesem Bereich wie 'Zara' zu werden. Wir beherrschen die ganze Wertschöpfungskette", sagte Puller. Der spanische Konzern Inditex ITX.MC ist erfolgreich, weil er die Kollektionen in seinen "Zara"-Modeläden weit öfter wechselt als gewöhnliche Einzelhändler.
Auf eine Dividende müssen die neuen Aktionäre angesichts des Expansionskurses aber zumindest für 2015 verzichten, wie Puller sagte. "Vielleicht auch 2016. Aber wir werden die Aktionäre nicht vergessen."
Bis zu 19,55 Millionen Steilmann-Aktien können seit Dienstag bis 22. Oktober gezeichnet werden. Die Preisspanne liegt bei 3,50 bis 5,00 Euro je Aktie. Das sei ein hoher Abschlag auf den Firmenwert, betonte Rene Parmantier von der begleitenden Bank Oddo Seydler. Die Altaktionäre, darunter der italienische Familienclan Radici/Giazzi, wollen ihre Beteiligung auf bis zu 51 Prozent abschmelzen lassen. Sie verkaufen aber keine Aktien. Ab 27. Oktober soll die Steilmann-Aktie im streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse notiert werden. Miro Radici hatte das 1958 von Klaus Steilmann gegründete Unternehmen 2006 mit Co-Investoren gekauft, als es in Schieflage geraten war.