Wenn es um das Thema Investieren in ETFs und einen möglichst marktbreiten Ansatz geht, denken viele passive Investoren häufig an den MSCI World. Und das macht teilweise auch Sinn: Mit seinen ca. 1.600 verschiedenen Aktien handelt es sich vom Grundsatz her um einen Index, der rein quantitativ sehr breit investiert ist.
Trotzdem wird in letzter Zeit die Kritik am MSCI World als ETF-Grundlage immer lauter. Von einem Schummel-ETF ist die Rede, der nicht hält, was er verspricht. Was ist dran an einer solchen Sichtweise? Und birgt der MSCI World möglicherweise insgesamt größere Risiken? Machen wir im Folgenden einen kleinen Foolishen Fakten-Check.
MSCI World: Der Schummel-ETF Es gibt mehrere überregionale Tageszeitungen, die in letzter Zeit titeln, dass es sich beim MSCI World um einen Schummel-ETF handeln würde. Angeführt wird dabei in der Regel ein Grund: die vergleichsweise hohe Gewichtung der Indexschwergewichte. Oder, konkreter, der FAANMG-Aktien. Oder auch in irgendeiner anderen Variante dieses Akronyms.
Wie auch immer: Unter Berufung auf Analysten wird dabei unterstrichen, dass der MSCI World wenige einzelne Aktien inzwischen doch vergleichsweise hoch gewichtet hat. Die Tech-Indexschwergewichte würden demnach auf einen Anteil von mehr als 13 % kommen. Schockschwere Not, aber da kann ich noch einen draufsetzen: Die Top-10 der Aktien schaffen es auf einen Anteil von ca. 18 %. Ist das etwa nicht mehr diversifiziert genug? Einigen augenscheinlich nicht.
Wo wir gleich beim Begriff „Schummel-ETF“ sind, lass uns noch einige andere Mankos definieren: Ein Großteil der Aktien entstammt mit einem Anteil von ca. 65 % aus den USA. Auch das könnte eine zu geringe qualitative Diversifikation sein. Außerdem, um auch das zu betonen: Die gigantischen Volumina in passiven Indexfonds auf den MSCI World könnten ein gigantisches Rückschlagsrisiko abbilden. Möglicherweise ist der MSCI World daher mitsamt anderen Indexfonds ein Katalysator während einer Korrektur. Aber bewerten wir die Ausgangslage trotzdem ein wenig differenzierter.
Die Kritik trifft nur begrenzt zu Wer sagt, der MSCI World sei ein Schummel-ETF, der sollte möglicherweise erst einmal eine bessere Alternative aus dem Hut zaubern. Unterm Strich bleibt der Index die Möglichkeit, von 1.600 verschiedenen globalen Aktien zu profitieren. Dass die Indexschwergewichte jetzt diese Diversifikation ein wenig abschwächen, gilt es zwar zu berücksichtigen. Mit einem Anteil von ca. 18 % bei den Top-10 existieren allerdings immer noch 82 % für die übrigen Aktien. Das sorgt trotzdem für eine marktbreite Ausrichtung.
Auch der US-Schwerpunkt, der häufig angeführt wird, lässt sich nicht leugnen. Dennoch sind US-Aktien ein Großteil der globalen Börsenlandschaft, das sollten Investoren nicht vergessen. Der MSCI World bietet ETF-Investoren zumindest die Möglichkeit, ein wenig mehr globale Ausrichtung in ein US-lastiges Depot zu bekommen. Die richtige Sichtweise kann möglicherweise Chancen eröffnen.
Was außerdem ein mögliches Risiko eines hohen Volumens angeht: Ja, für die breiten Märkte können ETFs durchaus ein Rückschlagspotenzial bedeuten. Das dürfte allerdings nur ängstliche Investoren interessieren. Wer vorhat, langfristig investiert zu bleiben, demjenigen kann eine Korrektur oder ein Crash vom Ansatz her wenig schaden.
Definitiv kein Schummel-ETF Dem MSCI World den Ruf als Schummel-ETF anzuhängen ist in meinen Augen unfair. Noch immer besitzt der Index das Potenzial, passive Investoren marktbreit profitieren zu lassen. Die Indexgewichtung hat sich jetzt nur ein wenig in Richtung der Schwergewichte verschoben. Das kann passieren und die Diversifikation ein wenig beeinflussen. Die globale Ausrichtung ist jedoch noch vorhanden.
Motley Fool Deutschland 2020