Frankfurt, 04. Jan (Reuters) - Die Überschwemmungen in Nordengland zum Jahreswechsel dürften nach Expertenschätzungen Milliardenschäden verursacht haben. Die Münchener Rück MUVGn.DE teilte am Montag mit, der Gesamtschaden der Flutkatastrophe könnte oberhalb einer Milliarde Euro liegen. Die Stürme Eva und Frank waren vor Silvester über den Norden Englands hinweggezogen, die heftigen Regenfälle hatten vor allem in der Grafschaft Yorkshire Flüsse über die Ufer treten lassen. Verlässliche Schätzungen stünden allerdings noch aus, erklärte der weltgrößte Rückversicherer. Vor allem die Folgen von Frank seien nicht absehbar.
Anfang Dezember waren die Region und Schottland von Sturm Desmond heimgesucht worden, der laut der Münchener Rück bis zu 1,4 Milliarden Euro Schaden verursacht habe. Die Hälfte davon müssen die Versicherer tragen.
Den Grund für die Häufung solcher Unwetter sehen die Experten der Münchener Rück auch im Klimawandel. Während in Mitteleuropa wochenlang mildes und ruhiges Wetter herrschte, hielten sich in Großbritannien und Irland hartnäckig Sturm und starker Regen. Das wiederum liege an einer veränderten Lage und Zugbahn des Höhenwindes (Jetstream) über dem Atlantik. "Jüngste Studien sehen hier einen Zusammenhang mit der Erwärmung der arktischen Regionen und damit einen möglichen Einfluss des Klimawandels", heißt es in der am Montag veröffentlichten Naturkatastrophen-Bilanz der Münchener Rück.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC PWC.UL schätzt den Gesamtschaden durch Desmond und Eva auf 1,6 bis 2,3 Milliarden Pfund (1,2 bis 1,7 Milliarden Euro). Davon seien 900 Millionen bis 1,2 Milliarden Pfund (670 Millionen bis 890 Millionen Euro) versichert. Durch Frank könnte die Schadenbilanz auf mehr als drei Milliarden Pfund (2,2 Milliarden Euro) steigen. KPMG veranschlagt den wirtschaftlichen Schaden einschließlich der nötigen Maßnahmen zum Hochwasserschutz sogar auf mehr als fünf Milliarden Pfund.
Doch seien vor allem kleinere Firmen und Familienunternehmen unzureichend gegen die Folgen von Überschwemmungen versichert, erklärte PwC. Die Gegend war zwar bereits 2007 von einer Flutkatastrophe betroffen, die die Versicherer drei Milliarden Pfund gekostet hatte. Viele Mittelständler hätten sich aber die Versicherung wegen der Rezession gespart. Der Hochwasserschutz sei in Großbritannien zwar verstärkt worden, aber nicht genug, kritisierte die Münchener Rück. Ab April werden Flutschäden in besonders gefährdeten Gebieten in Großbritannien von Flood Re gedeckt, einem mit finanzieller Unterstützung des Staates gegründeten Spezialversicherer. Kleine Unternehmen sind davon aber ausgeschlossen.