- von Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Der Gesundheitskonzern Fresenius (DE:FMEG) peilt mit seinem neuen Vorstandschef Stephan Sturm starkes Wachstum an und nimmt dabei auch milliardenschwere Übernahmen ins Visier.
"Wir sind absolut offen dafür – sehr bereit", sagte Sturm am Dienstag. Wenige Stunden zuvor hatte der 53-Jährige nach einem Gewinnsprung des Unternehmens im zweiten Quartal die Ziele für das Gesamtjahr angehoben. "Die Basis für ein weiteres Rekordjahr für Fresenius ist gelegt. Wir haben weiter den Fuß auf dem Gas."
Der langjährige Finanzchef hat Anfang Juli die Nachfolge von Ulf Schneider angetreten, der die Leitung des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle (SIX:NESN) übernimmt. Er habe mit Schneider eng zusammengearbeitet und plane keinen großartigen Veränderungen, sagte Sturm. "Strategieschwenks braucht es nicht." Eigene Akzente will der Manager aus Worms aber schon setzen, darüber jedoch noch nicht reden. "Üblicherweise gewährt man einem neuen Amtsinhaber ja 100 Tage."
Sturm war 2005 der erste Investmentbanker, der direkt in den Vorstand eines Großunternehmens aus der Realwirtschaft wechselte. Nun muss sich der ehemalige Credit-Suisse-Banker einen neuen Finanzchef suchen, was aber einige Zeit dauern wird. Nach der internen Nachbesetzung des Chefsessels ist der Konzern beim Finanzvorstand offen für einen externen Kandidaten. "Es tut einem Unternehmen sicher gut, hin und wieder mal andere Perspektiven und Sichtweisen von außen zu bekommen", sagte Sturm. Einen bestimmten Kandidaten hat er aber offenbar noch nicht im Blick. "Es darf ein Banker sein, muss aber mitnichten ein Banker sein."
Fresenius ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Milliarden-Übernahmen zu einem globalen Firmenkonglomerat in der Gesundheitsbranche gewachsen. Da die Bewertungen von Konzernen in der Branche zuletzt gesunken sind und Fresenius seine Verschuldungsquote gesenkt hat, hält der Konzern nun wieder verstärkt Ausschau nach großen Akquisitionen. Finanzkreisen zufolge hat er für die milliardenschwere Infusionspumpen-Sparte des US-Pharmakonzerns Pfizer (NYSE:PFE) geboten. Zuletzt geriet der Verkauf Insidern zufolge aber ins Stocken und es ist unklar, ob die Amerikaner das Geschäft zum gebotenen Preis verkaufen möchten. Sturm wollte sich dazu nicht konkret äußern, betonte jedoch, dass der Konzern im Geschäft mit Infusionspumpen in Nordamerika wachsen wolle. Dabei sei er auch für "nicht-organische Expansionsmöglichkeiten" offen.
DIALYSETOCHTER FMC KRIEGT DIE KURVE
Im zweiten Quartal baute Fresenius seinen bereinigten Gewinn um zwölf Prozent auf 393 Millionen Euro aus. Damit übertraf der Konzern zum 50. Mal in Folge das Quartalergebnis des Vorjahres. Die Sparte Kabi, die auf flüssige Nachahmermedikamente spezialisiert ist, entwickelte sich dabei besser als erwartet. Zudem geht Sturm davon aus, dass Kabi in den USA im vierten Quartal grünes Licht für die Einführung mehrerer neuer Medikamente bekommt. Für 2016 stellt er deshalb nun einen Anstieg des währungsbereinigten Gewinns vor Sondereinflüssen von elf bis 14 Prozent (bisher: acht bis zwölf Prozent) in Aussicht.
Auch bei der Dialysetochter FMC, der Kürzungen im US-Gesundheitssystem in den vergangenen drei Jahren schwer zusetzen, geht es mittlerweile wieder bergauf. Nach einem leichten Gewinnanstieg im ersten Quartal schoss der Überschuss von April bis Ende Juni um 22 Prozent auf 294 Millionen Dollar nach oben. Die FMC-Aktien gewannen knapp zwei Prozent und waren damit größter Gewinner im deutschen Leitindex.
Der weltgrößte Dialysekonzern erntet nun die Früchte eines vor Jahren eingeleiteten Sparprogramms. Zudem ist die Behandlung von Dialyse-Patienten dank des Einsatzes eines neuen Präparats billiger geworden. Darüber hinaus profitiert FMC von leicht angehobenen Erstattungssätzen für staatlich krankenversicherte Patienten in den USA und gestiegenen Behandlungszahlen. Der Konzern sei auf dem besten Weg, den Überschuss 2016 um 15 bis 20 Prozent auszubauen, sagte FMC-Chef Rice Powell.