Oslo/Chicago (Reuters) - Die Fluggesellschaft Norwegian Air rechnet erst gegen Ende der Sommersaison mit einer Freigabe des nach zwei fatalen Abstürzen weltweit gesperrten Flugzeugmodells Boeing (NYSE:BA) 737 MAX.
"Nach einem Sprichwort soll man das Beste hoffen, sich aber auf das Schlechteste einstellen - wir planen daher mit einem Grounding bis Ende August", sagte Norwegian-Chef Björn Kjos am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Steigende Kosten durch den Ausfall seiner 18 Maschinen dieses Typs könnten dazu führen, dass der Billigflieger 2019 entgegen der Planung keine schwarze Zahlen schreibt.
Das noch neue Boeing-Modell muss seit dem zweiten Absturz im März am Boden bleiben. Als Unfallursache wird eine Fehlfunktion der Automatik MCAS vermutet, die einen Strömungsabriss und damit einen Absturz verhindern soll. Durch die Unglücke kurz nach dem Abheben der Maschinen, bei denen in Indonesien und Äthiopien 346 Menschen starben, steckt der Hersteller Boeing in der Krise. Der US-Flugzeugbauer will durch ein Software-Update die Wiederfreigabe erreichen. Wie Reuters von Insidern erfuhr, erklärte Boeing gegenüber einigen Kunden, grünes Licht der US-Luftfahrtaufsicht FAA werde in der dritten Mai-Woche angestrebt. Die 737 MAX könnte dann Mitte Juli wieder abheben. Boeing-Chef Dennis Muilenburg ließ am Mittwoch einen Termin für die Freigabe offen. Die MAX werde eines der sichersten Flugzeuge der Welt sein, wenn sie wieder starten dürfe, erklärte er.
Norwegian Air Shuttle muss so wie etwa auch der Reisekonzern TUI (DE:TUIGn) für die ausgefallenen Boeing-Modelle Ersatzflugzeuge leasen. Das bedeutet für den Billigflieger einen Kostenanstieg von umgerechnet bis zu 52 Millionen Euro. Schon im ersten Quartal fiel der Verlust mit 1,49 Milliarden Norwegischen Kronen (rund 154 Millionen Euro) höher aus als erwartet. Norwegian kündigte deshalb an, die Lieferung neuer Flugzeuge von Boeing und Airbus (PA:AIR) zu verschieben, um die Investitionen in diesem und im kommenden Jahr deutlich zu senken. Auch der TUI-Konzern, der bis Ende Mai gut zwei Dutzend MAX-Maschinen im Einsatz haben wollte, kassierte Ende März sein Gewinnziel und kündigte einen Ergebnisrückgang um fast ein Fünftel an.
Die US-Fluggesellschaft Southwest Airlines (NYSE:LUV), die mit zuletzt 34 MAX-Fliegern die größte Flotte in Dienst hatte, verdiente im abgelaufenen Quartal 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Neben dem Ausfall der MAX-Jets lag das auch an der zeitweisen Schließung der US-Regierungsgeschäfte sowie Streiks des Wartungspersonals, wie die Airline erklärte.