Der Aktienmarkt ist im März 2020 nicht nur aufgrund der Explosion der Coronavirusinfektionen eingebrochen, sondern auch, weil Russland einer Erdöl-Fördermengenkürzung nicht zustimmte. So fiel der Brent-Erdölpreis seit Anfang Januar 2020 bis zum Tief um fast 68 %. Russlands Ziel ist und war, die amerikanische Ölindustrie empfindlich zu treffen oder ganz aus dem Wettbewerb zu nehmen.
US-Ölschieferindustrie unter Druck Zum Teil ist dies sogar schon gelungen, wie erste Insolvenzmeldungen aus der US-Ölschieferindustrie belegen. So musste Whiting Petroleum (NYSE:WLL) (WKN: A2H7C9) bereits aufgeben. Nun könnte eine ganze Reihe von weiteren Unternehmen folgen.
Die Erdölindustrie ist für die USA ein wichtiger Wirtschaftsbereich und, einmal in die Insolvenz geraten, werden wohl viele Firmen nie wieder an den Markt zurückkehren. Zudem erhöhte Saudi-Arabien nach dem Scheitern einer Eignung seine Erdölförderung auf mehr als 12 Mrd. Barrel pro Tag, um Russland unter Druck zu setzen.
Nachfrageeinbruch sorgt für noch tiefere Preise Aufgrund der Pandemie-Eindämmung steht die Weltwirtschaft so gut wie still, was zusätzlich zu einem massiven Erdöl-Nachfrageeinbruch führt. Würde die aktuelle Förderung in unveränderter Höhe aufrechterhalten, halten manche Experten sogar Erdölpreise von unter 10 US-Dollar für möglich.
Sie wären auch für viele Großkonzerne wie Royal Dutch Shell (DE:RDSa) (WKN: A0D94M), BP (LON:BP) (WKN: 850517) oder Total (PA:TOTF) (WKN: 850727) langfristig nicht durchzuhalten. Die Vorräte steigen, doch früher oder später sind die Lager voll. Mittlerweile werden sogar schon Schiffe zur Zwischenlagerung eingesetzt.
Trump bemüht sich um eine Ölmarktstabilisierung Doch nun scheint sich etwas in Sachen Ölpreisstabilisierung zu tun. Nach einem Telefonat zwischen den Präsidenten Putin und Trump und Folgegesprächen der Energieminister könnte nun eine Ölpreisstabilisierung eintreten. Trump telefonierte zudem mit Saudi-Arabien.
Daraufhin ist der Brent-Erdölpreis vom Tief bereits um über 35 % gestiegen und sorgt so auch am Aktienmarkt für etwas Stabilisierung (02.04.2020). Die Sorte WTI erlebte am 2. April 2020 mit einem Anstieg um über 24 % sogar seinen historisch besten Tageszuwachs.
Donald Trump hatte zuvor getwittert: „Ich habe gerade mit meinem Freund MBS (Kronprinz) von Saudi-Arabien gesprochen, der mit dem russischen Präsidenten Putin gesprochen hat, und ich erwarte und hoffe, dass sie die Produktion um etwa 10 Mio. Barrel senken werden, und vielleicht noch wesentlich mehr, was, wenn es passiert, großartig für die Öl- und Gasindustrie sein wird!“
Doch was am Ende davon tatsächlich umgesetzt wird und ob die amerikanische Ölschieferindustrie damit zu retten ist, ist weiterhin offen. Je nachdem, wie lange die Coronaviruskrise dauert, könnte selbst die angekündigte Förderkürzung aufgrund des starken Nachfrageeinbruchs nicht ausreichen. Zudem könnte das Geschäft nur über Eingeständnisse zustande kommen. So erwarten die OPEC-Staaten auch von den USA eine Ölförderkürzung.
Große Ölkonzerne könnten profitieren Für große Ölkonzerne wie Shell wäre die Förderkürzung eine deutliche Erleichterung. So ist die Shell-Aktie in Vorfreude vom Tief bereits um 67 % gestiegen (02.04.2020). Auch wenn sie ihre Dividende nicht halten können sollte, kommt sie sicherlich durch die Krise.
Zuletzt hat sich Shell eine neue Kreditlinie in Höhe von 12 Mrd. US-Dollar gesichert, zusätzlich zu einer weiteren in Höhe von 10 Mrd. US-Dollar aus dem Dezember 2019. Hinzu kommen Barmittel in Höhe von 20 Mrd. US-Dollar.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020