Börsen-Zeitung: Vor dem Realitäts-Check, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn Frankfurt (ots) - In mehrfacher Hinsicht haben die zurückliegenden Handelstage deutlich gemacht, wie hoch die Risiken für die Aktienmärkte sind. Im Zentrum steht China, das erneut deutlich gemacht hat, dass ein neuer großer Spieler im weltweiten Wirtschaftsgefüge mitspielt und ein neues Zeitalter eingeleitet hat. Erstmals in der Geschichte war das Reich der Mitte Ausgangspunkt eines globalen Börsen-Crashs und brachte sogar die Wall Street ins Taumeln. In New York machte sich allerdings noch eine weitere neue Macht bemerkbar. Der bislang einmalige Einsturz des Dow Jones Industrial Average in den Eröffnungsminuten war nicht nur und wahrscheinlich auch nicht in erster Linie darauf zurückzuführen, dass den amerikanischen Marktteilnehmern angesichts der Vorgänge die Knie geschlottert hätten.
Denn zu einem Großteil haben sie keine Knie. Computerprogramme waren dafür verantwortlich, dass die Erstreaktion des Dow so heftig ausfiel. Ein immer größerer Teil des Handels wird von superschnellen Computern bestritten. Da sie mit Algorithmen gefüttert sind, die sich vielfach einander ähneln, entstehen immer häufiger Situationen, in denen in kürzester Zeit extrem hochvolumige gleichgerichtete Transaktionen zu explosionsartigen Marktbewegungen führen, deren Ausmaß in keiner Weise mit den die Bewegungen auslösenden Ursachen erklärt werden kann. Besonders drastisch wurde dies im zurückliegenden Jahr bereits vor Augen geführt, als die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen innerhalb weniger Minuten um 34 Basispunkte fiel. Erhöht werden diese Risiken dadurch, dass die Finanzbranche aufgrund regulatorischer Belastungen ihre Handelsbücherzusammengestrichen hat und somit die von ihr bereits gestellte Liquidität stark zurückgegangen ist.